“Warum reist Du?”, fragte mich eine Leserin bei meiner letzten Umfrage. Ich kann diese Frage mit einem einzigen Satz beantworten: “Weil es mich glücklich macht.” Reisen ist mein Therapeut und das nicht nur auf kurze, sondern vor allem auf lange Sicht.
Wenn ich auf meine letzten Jahre zurück blicke, dann erkenne ich mich ehrlich gesagt nicht wieder. Ich habe mich verändert, positiv verändert und bin oft überrascht von mir selbst. Hätte mir das vorher jemand gesagt, hätte ich es ihm vermutlich nicht geglaubt. Auch wenn ich schon immer ein lebensfroher Mensch war und von mir selbst sage, dass ich im Inneren glücklich bin.
“Es kommt so, wie es kommt und das ist auch gut so.”
“Alles hat einen Grund.”
“Go with the flow.”
Das waren schon immer drei meiner Einstellungen.
Ms. Optimismus ist mein zweiter Name und ich habe schon immer die Fähigkeit, den blauen Himmel hinter den Wolken zu ahnen. Nein, ich habe nicht die Fähigkeit, sondern sehe ihn immer, den blauen Himmel. Ich fand schon immer alles halb so schlimm und doppelt so gut.
Und trotz der positiven Grundeinstellung oder vielleicht auch genau deswegen: Reisen macht mich zu einem glücklicheren Menschen.
Es ist mein persönlicher Multiplikator.
Ich wachse an meinen Aufgaben und vor allem wachse ich an meinen Erfahrungen – von Reise zu Reise. Erfahrungen, die ich weit weg von zuhause, in einer fremden Welt mache. Momente, die ich einfange und erlebe.
Momente, wie in Kuba.
Als uns ein Kubaner von der Casa Particular zu einer Bushaltestelle am Ende der Stadt fahren sollte, mit uns aber lieber eine Rundfahrt machte und uns alles über seine Stadt erzählte. Er sprach Englisch und so hatten wir zum ersten Mal die Möglichkeit tiefer gehende Fragen zu stellen. All die Fragen, die wir uns auf unserer Reise stellten. Er erzählte uns Geschichten, die in keinem Reiseführer der Welt stehen. Es war eine Fahrt in seinem Heiligtum, einem klapprigen, alten Oldtimer. Vor meinen Füßen konnte ich durch ein Loch auf die Fahrbahn schauen, die Innenverkleidung fehlte komplett, aber von außen war er auf Hochglanz poliert.
An seinem Rückspiegel hing ein deutscher “Duftbaum”.
“Das war ein Geschenk von deutschen Freunden”, erzählte er uns. Er ließ uns hinter die Kulissen blicken. Hinter die Kulissen einer Stadt, die so unglaublich viel Geschichte hat. Er erzählte viel und wollte auch von uns viel wissen. Er sagte uns, wie gut wir es hätten. “Ihr könnt Reisen. Ich werde niemals reisen können”, sagte er uns. Der Satz “Selbst, wenn ich mein Leben lang spare, den Flug kann ich mir niemals leisten”, brachte mich wochenlang zum Nachdenken. Am Ende half er uns noch dabei die Bustickets zu kaufen und gab uns seine Telefonnummer. Wir sollen uns melden, falls wir nochmal in Havanna sind. Dann wolle er uns noch mehr von seiner Stadt zeigen. Bei der Verabschiedung war ich traurig. Ich kannte ihn erst eine Stunde und war traurig ihn zu verabschieden. Noch heute habe ich seinen Zettel mit seiner Telefonnummer und irgendwann rufe ich ihn an.
Es sind diese Erlebnisse, die mich prägen. Fremde Kulturen, in die ich eintauchen kann. Die Möglichkeit Einheimische kennenzulernen, die zu Freunden werden. Einheimische, die mich begleiten, an ihrem Leben teilhaben lassen und ich sie an meinem. Reisen führt mir aber auch vor Augen, wie gut es uns in Deutschland geht und wie klein meine “Probleme” sind. Es zeigt mir wie groß die Welt ist und wie viel da draußen auf uns wartet. Ich liebe es in der Natur und am Meer zu sein. Oder den Sonnenuntergang am Strand zu schauen. Das alles macht mich glücklich.
Es ist auch eine innere Reise, denn Reisen lehrt mir viel über mich selbst. Es hat mir dieses Bauchgefühl gegeben, das Gefühl, auf das ich immer höre. Diese Anspannung im Bauch, das Kribbeln, wenn ich merke, diese Person oder eine Sache tut dir nicht gut.
Es spielt keine Rolle, ob der Reisegrund beruflich ist, es sich um einen Freundinnenurlaub handelt, ein Städtetrip ist, eine Fernreise mit oder ohne Plan – oder ob du alleine reist. Reisen wird dich verändern.
Ja, aber
Inwieweit Reisen glücklich macht, hängt von der eigenen Grundeinstellung ab.
Warum möchtest du reisen? Es wird dich nicht glücklich machen, wenn du dich ablenken oder vor etwas davon laufen möchtest. Es wird dich nicht glücklich machen, wenn du auf der Suche nach etwas bist, das du zuhause nicht findest.
Aber es macht dich umso glücklicher, wenn du Momente sammeln möchtest. Momente, die du dein Leben lang nicht vergessen wirst. Momente, die dein Leben und dich für immer verändern.
Meine Reise-Glücksmomente
- Sonnenuntergänge am Strand.
- Erinnerungen schaffen, die bleiben.
- Fremde Menschen und Kulturen kennenlernen.
- Kokosnuss-Wasser trinken (=Beste!).
- Unerwartete Situationen (alleine) meistern.
- Der Ozean & die Natur.
- So viel Zeit wie möglich im Meer verbringen.
- Merken wie groß die Welt ist und wie klein meine “Probleme” sind.
- Fotografieren.
- Abenteuer erleben und das Unbekannte entdecken.
- Freunde & Familie zuhause, denen ich alles erzählen kann.
- Bücher lesen.
- Reisetagebuch schreiben.
- Grenzenlose Freiheit spüren.
- Vorfreude ist die schönste Freude.
- Die eigene Komfortzone verlassen.
- “Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen”, das wusste auch schon Matthias Claudius in Urians Reise um die Welt.
- Feststellen, was mir wirklich wichtig ist.
Macht reisen dich glücklich? Was sind deine Glücksmomente? Ab damit in die Kommentare!
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7 Kommentare
schöner beitrag!
zum reisen gehört für mich das momente sammeln und man hat mehr zeit um moment zu leben und sie voll auszukosten.
Danke, Kati!
Das hast du schön gesagt und ich stimmte dir absolut zu.
Liebste Grüße & schöne Ostern,
Simone
Ein sehr schöner Artikel!
Ich finde mich in vielen deiner Worte wieder und fühle oft genauso.
Alles Liebe,
Julia
Liebe Simone,
wie Recht Du hast! Ich war schon aus verschiedenen Gründen auf Reisen: Weils mein größter Wunsch war ein bestimmtes Land zu bereisen, um abzuschalten, um wegzukommen von allem, was Zuhause nervt, um mich zu finden.
Und letztlich lande ich immer bei einem Punkt: Reisen macht mich nur glücklich, wenn ich des Reisen wegen reise. Letztlich ist es Deine Feststellung in anderen Worten. Ich liebe die Herausforderungen, die das Reisen mit sich bringt. Das Kribbeln und die “Angst” ein paar Tage zuvor. Ich liebe es in den Flieger zu steigen und nicht zu wissen, was mich erwartet und dann in einer fremden Kultur aufzutauchen. Ich liebe diese wunderbaren Momente, die ich in Myanmar mit einem lieben Guide hatte.
Da ich selbst schon das Reisen als Ausflucht genutzt habe – ohne es zuvor zu wissen, weiß ich umso besser, dass das auf Dauer nicht hilft. Die eigenen Probleme nimmt man immer mit. Ja, man lernt viel. Man kann sich gut verstecken und ablenken. Doch irgendwann holen einen die Altlasten ein.
Darum glaube ich, dass Reisen glücklicher macht, wenn für die Momente reist! Alles kann dann so viel intensiver sein. Bunter, verrückter, erfüllender. Wenn man Reisen als Zusatz betrachtet, erfüllt es uns mehr als ausreichend.
Und, wenn ich das so schreibe, möchte ich glatt wieder los :)
Meine liebe Simone! <3
Wie recht du doch hast!
Mir geht es genauso wie dir, vor allem wie sehr ich mich verändert habe.
Meine Einstellung zum Leben und alltäglichen Problemen hat sich komplett verändert. Ich sehe alles gelassener, positiver, und weiß, dass keine Entscheidung für die Ewigkeit ist. Mein absolutes lebensmotto ist: Todo es posible, nada es seguro. Alles ist möglich, nichts ist sicher.
Ich freu mich dich bald bei mir in Berlin zu haben, ich sehe schon, dass werden lange, philosophische Abende werden… ;-)
<3
Wie schön, dass du wieder da bist. Ich freue mich schon auf deine ganzen Thailand-Erzählungen und eine tolle Zeit in Berlin mit dir/euch. ICH FREU MICH SCHON SOOO!
<3 <3
Hallo Simone, es ist prima dass reisen dich glücklich macht. Aber hast du jemals darüber nachgedacht dass fliegen die aller umweltschädlichste Art ist, sich fortzubewegen? Reist du auch mal per Bahn oder Fahrrad, oder zu Fuß? Diese Erlebnisse und Begegnungen kann man überall erleben wenn man offen dafür ist.
Viele Grüße
Susanne