“Why go to a resort…when you can escape to an ISLAND?”
– Denis Private Island, Seychelles
In dieser Frage scheinen wir uns doch alle einig zu sein. Unsere Welt wird schließlich immer schnelllebiger und hektischer – und da sehnt sich doch fast jeder nach Ruhe und Entspannung, ganz weit weg von der Gewohnheit. Weit weg von Zuhause. Vielleicht sogar auf einer fast einsamen Insel. Und genau das durften wir jetzt erleben.
Irgendwo im Indischen Ozean – ganz ohne Handyempfang und Kabelfernsehen – entdeckten wir eine vergesse Art von Luxus wieder: echtes Essen, echter Kontakt mit Menschen und das in einer ursprünglichen Natur auf einer der abgelegensten Inseln der Welt. Und, auch wenn ich mit meinem Leben auf den Seychellen schon relativ weit weg von der Hektik bin, habe ich noch eine Ladung drauf gelegt. Wir durften nach Denis Island, nicht nur eine Nacht und einen Tag, sondern insgesamt drei. Und nachdem wir zuletzt schon auf den Privatinseln Bird und Félicité waren – wurde jetzt ein weiterer Traum wahr!
DENIS PRIVATE ISLAND, SEYCHELLEN
3°48 South / 55°40′ East, genau da liegt diese kleine, familiengeführte Insel mitten im Indischen Ozean – umringt von strahlend weißem Sand. Sie ist nach Bird Island die zweitnördlichste Insel der Seychellen. Gerade einmal 2 x 1 km ist sie groß und durch ihren korallinen Ursprungs ragt sie an ihrer höchsten Erhebung nur etwa zwei Meter über den Meeresspiegel.
Denis Island liegt 87 km von Mahé entfernt und zählt zu den (nördlichen) Koralleninseln, welche – neben den Granitinseln – die zweite Inselgruppe darstellen. Die Insel wurde nach dem französischen Entdecker benannt, Denis de Trobiant, der hier 1773 an Land ging. Auch die Piraten suchten diese Insel im 17. und 18. Jahrhundert mehrmals auf, um sich zu verstecken.
Die Insel wechselte mehrmals den Besitzer. Im Jahr 1998 wurde sie von der Familie Mason gekauft, die selber auf der Insel lebt und beim Beitreiben ihrer Unterkunft einen besonderen Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit und Naturschutz legt.
Es ist Samstagmorgen. 11.20 Uhr
An unserem Koffer baumelt ein Etikett mit “Denis Island” und in meiner Hand halte ich einen Kaffee und ein aufgewärmtes vegetarisches Pizzastück. Ich kann es immer noch nicht glauben. Wir stehen am Schalter des neuen Inlandsflughafen auf Mahé und sind gerade beim Check-In. Insgesamt 15 kg darf mit, mehr nicht. Ein freundliches Lächeln und kurze Zeit später sitzen wir vorne in der kleinen Propellermaschine, die rund Platz für 15 Leute hat. Heute sind wir acht. Mit uns an Board sitzt auch Mr. Walter, über den erzähle ich später noch mehr.
Alleine der Abflug ist wieder mal ein Erlebnis und die Sicht auf den Sainte Anne Marine Park mit den sechs kleinen Inseln einfach traumhaft. Daran kann ich mich wohl nie satt sehen und es fühlt sich immer wie das erste Mal an. Wir sind aufgeregt, wie kleine Kinder, machen Fotos und Videos abwechselnd, halten Kamera, Videokamera, Smartphone in den Händen. Keinen Moment wollen wir verpassen – und manch einer könnte denken, wir seien das erste Mal auf den Seychellen. Es fühlt sich aber auch so an.
Es dauert 30 Minuten, bis wir eine kleine flache Insel im Frontfenster sehen: DENIS ISLAND. Endlich. Es folgt ein Rundflug über die Insel, bevor wir zur Landung auf der Graslandebahn anlegen. Der kleine Flughafen ist nach dem Internationalen Flughafen, der 1972 eröffnet wurde, übrigens der älteste der Seychellen.
Wir werden schon erwartet und freudestrahlend von vielen Mitarbeitern begrüßt. Mit einem elektronischen Club Cars fahren wir zum Hauptgebäude. Dort befindet sich neben dem Restaurant, der Lounge und dem Tauch- und Aktivitätencenter, auch eine Bibliothek mit vielen Büchern und ein Fernseher. Dass es in diesem Raum auch ein Notfall-Wifi gibt, erfahren wir erst später.
Wir sitzen in der großen offenen Halle. Der Nordwestwind saust uns von allen Seiten um die Ohren. In der Hand halten wir ein Willkommensdrink, aber dieser ist uns gerade total egal, denn das was sich da vor unseren Augen gerade abspielt ist fast zu schön, um wahr zu sein.
Wir sprinten raus. Aus Erfahrung wissen wir, dass sich das Wetter auf den Seychellen schnell ändern kann, daher muss man diese Momente nutzen.
Denis Island – unsere private Villa am Strand
Nr. 26 – ein Beach Cottage – ist unser Zuhause für die nächsten Tage. Ein kleines Häuschen am Strand, der direkt vor unserer Veranda beginnt. Innen ist alles in natürlichen Materialen und in sanften Farben gehalten. Die Möbel und die Einrichtung aus Holz werden alle in einer eigenen Schreinerei auf der Insel hergestellt – mit eigenem Inselholz und nachhaltig natürlich. Takamaka und Indian Allmond (Bodanmyen) sind dafür auf den Seychellen besonders beliebt. Sie gelten als robust und sind lange haltbar. Der Takamakabaum steht jedoch unter Naturschutz und ein Fällen ist beispielsweise auf den Hauptinseln nicht einfach so erlaubt. Am Strand sowieso niemals, da sie als Erosionsschutz gelten.
Das große Badezimmer ist auf einer Seite offen, hat einen eigenen Strandzugang, zwei Duschen, eine Indoor und eine Outdoor, sowie eine Badewanne. Außerdem warten zwei Fahrräder draußen auf uns.
Schlüssel gibt es auf der Insel übrigens nicht, aber das kennen wir schon von Bird. Und auch wenn uns auf den Hauptinseln sehr unwohl bei dieser Vorstellung wäre, brauchen wir uns darüber auf Denis keine Sorgen machen. Hier ist ja schließlich niemand außer uns, ein paar Gästen und dem Team. Hier muss man vertrauen.
Strand, Dschungel und ein Inselbauernhof
Denis ist zwar klein, aber es gibt ganz schön viel zu erleben. Nicht nur zu Wasser, sondern auch zu Land. Über verschiedene Wege kann man zum Beispiel die Insel mit dem Fahrrad erkunden. Nur den Dschungel im Inselinneren entdeckt man am besten zu Fuß, zu viel würde man sonst verpassen und einfach vorbeifahren.
Die Unterkunft befindet sich am linken, westlichen Zipfel und dort spielt sich auch alles andere ab. Ansonsten gibt es noch die Farm im Norden, das Inseldorf für die Mitarbeiter (übrigens wohnen die Mitarbeiter in den kleinen Häusern der früheren Unterkunft), die Landebahn und ansonsten Dschungel und Natur pur.
DIE INSELKARTE
Wir sitzen mittlerweile auf dem Fahrrad und erkunden die Insel. Robert fühlt sich die ganze Zeit 25 Jahre zurück versetzt, als er noch ein Kind war. Denn genau so wie Denis war La Digue früher, ohne Unterkünfte und mit nur ein paar Häusern. Alle Strände waren damals frei zugänglich, keine Unterkunft und kaum ein Haus versperrten die Sicht oder gar den Weg. Heute ist das kaum vorzustellen und das macht manchmal traurig.
Das Inselinnere ist wilder Dschungel, alles ist der Natur überlassen und wuchert vor sich hin. Nur zwei Wege ermöglichen es, ihn vertikal und horizontal zu durchqueren. Ansonsten kann man die Insel in rund 5 km umrunden (rote Linie) – perfekt zum Fahrrad fahren, Laufen, Joggen oder einfach zum Entdecken.
Wir sind jetzt an der Farm angekommen, ein eigener kleiner Inselbauernhof. Unglaublich was auf Denis an Tieren rumläuft. Um die 50 Kühe grasen auf Wiesen, Hühner, Enten, Schweine und Ziegen sind in einem Stall mit Freilaufgehege. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, ich sei in Deutschland auf einem Bauernhof, so professionell wird alles betrieben. Nur die Palmen verraten mir etwas anderes.
Die Insel baut ihr eigenes Obst und Gemüse an und stellt sogar ihren eigenen Käse und Joghurt her. Natürlich mit frischer Milch von den glücklichen Inselkühen, die übrigens nur für die Milchgewinnung genutzt werden. Kräuter und Gewürze wachsen um uns herum. Das Fleisch stammt ebenfalls von den Tieren der Insel und der Fisch direkt aus dem Meer. Fast eigenständig kann sich die Insel versorgen, teilweise sogar im Überfluss, dass sie nach Mahé exportieren. Alles was im Restaurant auf dem Tisch landet – ist von der Insel. 100 % Bio – 100% Island Style.
Etwas weiter stehen wir in der Schreinerei. Rund sechs Mitarbeiter werkeln gerade an einer neuen Kommode, für die man in einem Möbelhaus mehrere tausend Euro hinblättern würde. Kaum vorzustellen, wie viel Arbeit darin steckt. Die komplette Einrichtung des Resorts wird auf der Insel hergestellt, Stühle, Tische, Kleiderschränke und alles, was sonst noch benötigt wird. Alles mit einem nachhaltigen Fokus. Denn das Thema Nachhaltigkeit wird auf Denis groß geschrieben. Insgesamt wird die Unterkunft bereits zu 75% nachhaltig betrieben und der nächste Schritt steht auch schon fest: Solaranlagen für die Villen.
Another day in paradise & Mr. Walter
Wir haben Glück. Einmal in der Woche gibt es einen kreolischen Abend im Norden der Insel und der ist heute. Schon ab nachmittags bereiten die Mitarbeiter alles vor, säubern den Strand und dekorieren. Wir nutzen die Zeit noch für einen Cocktail am Strand, bevor wir um Punkt 19 Uhr zum Ort des Geschehens gebracht werden. Fackeln weisen uns den Weg. Am Strand sehen wir ein Lagerfeuer, daneben ein paar Holzstühle, die aussehen wie große Muscheln. Ich bekomme Gänsehaut und kann das alles immer noch nicht glauben.
Drei Tische wurden draußen abgetrennt und unter je einer Palme besonders schön in Weiß hergerichtet. Weitere befinden sich in einem offenen Haus. Wo wir heute sitzen dürfen, könnt ihr euch vermutlich denken.
Dieser Abend kann nur gut werden, denke ich mir…
… als dann plötzlich Mr. Walter um die Ecke kommt. Wir kannten ihn nicht. Er ist aber einer dieser Menschen, die man sofort ins Herz schließt. Er kommt von Mahé und spielt seit vier Jahren jedes Wochenende auf Denis. Mr. Walter verzaubert uns heute mit Liedern auf seiner Akustikgitarre. Dazu singt er oder spielt auf seiner Mundharmonika.
Das Essen ist ein Traum. Alle kreolischen Gerichte werden als Buffet serviert: diverse Vorspeisen, Linsen, Salate, gegrillter Fisch, Oktopuscurry, Kokosnusscurry, Brotfrucht und alles was man sich in der kreolischen Küche nur wünschen kann und außerdem genauso viele süße Nachspeisen. Auch wenn das Spanferkel nicht ganz ins Konzept passt, probiere ich es trotzdem. Wir essen auf den Seychellen, vor allem auf La Digue, normalerweise kein Fleisch, sondern nur frischen Fisch. Eben weil wir nicht wissen, woher es kommt und in welchem Zustand. Auf Denis sah das natürlich anders aus.
Die ganze Atmosphäre ist magisch. Und wenn mich jemand nach meinem schönsten Abend auf den Seychellen fragt, gehört dieser ganz sicher dazu. Wir sitzen immer noch an unserem weißen Tisch und sind gerade mit dem Essen fertig. Es ist dunkel, nur ein paar Kerzen schimmern im Vollmondlicht. Da kommt Mr. Walter zu uns. Ich darf mir ein Lied wünschen. Mit dabei hat er eine Liste mit ungefähr 400 kreolischen und internationalen Songs – alle kennt er auswendig, verrät er uns stolz. Lange muss ich nicht suchen. Ich wünsche mir ‘Another day in Paradise’ von Phil Collins, das erinnert mich an meine Kindheit.
Da sitzen wir nun, unter einer Palme, mit Kerzen im Mondlicht und mitten im Indischen Ozean. Und vor uns singt ein großartiger Musiker ein Lied und begleitet sich auf seiner Akustikgitarre. Momente genießen, sagt man so schön. Und auch wenn mir das manchmal schwer fällt, liefen mir plötzlich ein paar Tränen. Vor Freude und vor Glück, weil es so schön war. Es soll nicht das letzte Lied werden. Wir gehen an den Strand, setzen uns in den Sand und auf die Stühle und genießen den Abend mit einer Handvoll anderer Gäste. Walter begleitet uns die ganze Nacht und spielt noch viele Lieder.
Naturschutz auf Denis
Am nächsten Morgen wartet noch etwas Besonders auf uns. Eine Inseltour mit dem Naturschutzbeauftragten. Darauf freue ich mich schon die ganze Zeit, schließlich ist das ein bisschen wie zur Schule gehen. Wir fahren fast geräuschlos mit dem Buggy über die Insel und lernen mehr über die Flora und Fauna und auch über das größte Problem der Insel: die Erosion. Der Klimawandel ist auf Denis seit mehreren Jahren spürbar und so hat sich die Natur in den letzten vier Jahren bereits den Pool vor dem Hauptgebäude zurückgeholt. Auch auf der anderen Inselseite “gräbt” sich das Meer weiter rein.
Die Erosion hinterlässt auf Denis bereits ihre Spuren.
Anders als auf Bird island nisten auf Denis keine Seevögel. Trotzdem kann man auf der Insel unglaublich viele Vögel beobachten. Über die letzten Jahre wurden mit Hilfe von Biologen jedoch auch einige Vogelarten ausgewildert, die nur durch den Menschen herkamen. Drunter fällt zum Beispiel der sog. Mynah (Common oder Indian; in kreol Marten), der mit seiner aggressiven Art bedrohe Arten gefährdete und sogar deren Eier fraß. Er steht zwar in den einzelnen Villen noch in der Übersicht der Inselvögel, ist aber auf der Insel gar nicht mehr zu finden.
Die weißen Feenseeschwalben (Fairy Tern) sind auf Denis besonders zutraulich, denn sie haben auf der Insel keine Feinde. Und auch den sehr seltenen endemischen Seychelles Magpie Robin (schwarzer Vogel), von dem es auf den Seychellen nur noch rund 120 Exemplare gibt, kann man auf der Insel aus nächster Nähe sehen.
Außerdem lebt auf Denis Island noch ein ganz besonders Exemplar, eine Vogelart, der eigentlich auf La Digue endemisch ist und sonst nirgendwo anders auf der Welt lebt: der Paradise Flycatcher. Nach Denis wurden rund 35 Paare von La Digue übergesiedelt, um ihre Art zu schützen. Bei der Umsiedlung vor rund sieben Jahren gab es große Proteste der Diguoise, denn für sie gehörte diese Vogelart nur nach La Digue, schließlich ist sie auch Aushängeschild der Insel. Auf Denis sollen heute rund 50 Paare leben.
Schildkrötenliebhaber kommen auf der Insel auch auf ihre Kosten. Auf Denis gibt es ein riesiges Gehege (das größte der Seychellen) mit vielen Riesenschildkröten. Im Osten der Insel, rund um Belle Etoile, kann man nicht nur toll schnorcheln, sondern auch viele Meeresschildkröten treffen. Hier stellt sich nicht die Frage, ob man eine sieht, sondern wie viele. Der Untergrund besteht zu einem großen Teil aus Seegras, das sie in Scharen anlockt.
Weiß, weißer, weißer – die Strände auf Denis
Weiße Sandstrände wie diese habe ich bisher nur auf Bird Island gesehen. Bei Sonnenschein am Strand spazieren ist ohne Sonnenbrille unmöglich – so sehr blendet der Sand. Und er ist so pulvrig weich und noch weißer als er auf den Seychellen eh schon ist.
Denis Island – Fast Facts
- Ein Besuch der Insel ist nur mit einem Aufenthalt in der Unterkunft möglich (keine Tagesausflüge)
- Die Verpflegung ist Vollpension (Frühstück, Mittagessen und Abendessen)
- Anders als auf Bird gibt es eine Klimaanlage in den Villen
- In den Bungalows gibt es keine Schlüssel, keinen Fernseher und kein Internet (Internet und einen Fernseher kann man jedoch in der Bibliothek im Hauptgebäude nutzen)
- Der Flug wird automatisch durch die Unterkunft gebucht (416 Euro pro Person, Preise können variieren, 15 kg Gepäck pro Person)
- Es gibt täglich einen Flug von Mahé (12:05 Uhr) und einen anschließenden Flug zurück (12:50 Uhr) Eine Anreise mit dem Helikopter ist möglich.
- Preise ab 942 Euro pro Villa und Nacht
- Mehr erfahren
Mittagessen auf Denis Island – das Gemüse stammt zu 100% von der Insel…
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Disclaimer: Wir wurden zu dem Aufenthalt von Denis Private Island eingeladen. Vielen Dank dafür. Meine Meinung bleibt davon natürlich unberührt.
1 Kommentar
Das hört sich so klasse an und die Bilder sehen so traumhaft schön aus Klasse Beitrag