Nachhaltiger Tourismus kennt keine Flugzeuge, die sich in Richtung Süden bewegen und auch keine Kreuzfahrtschiffe, die hunderte von Urlauber auf kleine Inseln im Indischen Ozean bringen. Trotzdem ist es auch als Urlauber möglich, nachhaltig und umweltbewusst zu handeln.
Überall lesen wir Wörter wie «Nachhaltigkeit», «sanftes Reisen» oder «Nachhaltiger Tourismus», denn – so wissen wir alle – wer reist, schadet der Umwelt. Das ist ein Fakt. Schon alleine die Nutzung eines Verkehrsmittels wie Flugzeug, Auto oder Kreuzfahrtschiff stellt einen erheblichen Faktor dar und erzeugt das Treibhausgas CO₂ in viel zu großen Mengen.
Die Folge: Die Erde heizt sich auf, das Eis an den Polen schmilzt und die Küsten drohen im Meer zu versinken. So gibt auch auf den Seychellen schon heute Maßnahmen, um die Inseln zu schützen. Steinmauern sollen Strände und Inseln vor Erosionen bewahren und auch bereits jetzt kommt die Flut teilweise erschreckend hoch.
Wer reisen liebt, möchte darauf aber nicht verzichten und Ziele wie die Seychellen wären sonst für uns auch gar nicht erreichbar. Trotzdem kann man auch während eines Aufenthaltes nachhaltig handeln und das Reiseziel schützen. Wer vor Ort ist, sollte sich an gewisse Regeln halten und sich anpassen. Viele Dinge sind eben nicht so wie in Deutschland und werden es auch niemals sein.
Jeder kann vor Ort einen persönlichen Beitrag leisten und Gutes für Umwelt & Natur tun.
Was ist Nachhaltiger Tourismus überhaupt?
Nachhaltiger Tourismus (auch: sanfter Tourismus) ist eine Form des Reisens, die drei wesentlichen Anliegen folgt:
- so wenig wie möglich auf die bereiste Natur einwirken bzw. ihr zu schaden,
- die Natur möglichst ursprünglich und intensiv erleben,
- sich der Kultur des bereisten Landes möglichst anzupassen.
Definition der Welttourismusorganisation (UNWTO):
„Tourismus, der den derzeitigen und zukünftigen ökonomischen, sozialen und ökologischen Auswirkungen umfassend Rechnung trägt und dabei die Bedürfnisse der Gäste, der Industrie, der Umwelt wie der einheimischen Bevölkerung berücksichtigt.“
Wie kann ich als Urlauber auf den Seychellen nachhaltig und umweltbewusst handeln?
10 Tipps, die für jeden machbar sind
1. Die Anreise
Auch wenn man den Flug nicht rückgängig machen kann, so ist es heute möglich, den CO₂-Ausstoß zu kompensieren. Dafür gibt es renommierte Agenturen, wie Atmosfair. Sie errechnen einen Beitrag, abgängig von Flugdistanz, Verbrauch und Sitzklasse, der dann anschließend überwiesen und von der Agentur für ein Klimaschutzprojekt verwendet werden kann.
Für einen Flug auf die Seychellen sind das beispielsweise 81 Euro (ab Frankfurt in der Economy Class). Auf der Internetseite gibt es ein Tool, das den Wert des CO₂-Fußabdrucks errechnet und diesen auch mit anderen Emissionen vergleicht. Mein Flug auf die Seychellen hat in meinem Ergebnis eine CO₂-Emission von 4.172 kg. Im Vergleich dazu liegt laut Atmosfair eine Pro-Kopf-Jahresemission in Indien bei 1.600 kg oder ein Jahr Auto fahren mit dem Mittelklassewagen bei 2.300 kg. Nach der Ermittlung kann man den Beitrag überweisen und damit die betreuten Klimaschutzprojekte unterstützen.
Die Meinungen spalten sich jedoch über diese Vorgehensweise. Auf keinen Fall soll der Eindruck vermittelt werden, dass wer alle Flüge kompensiert, so viel fliegen kann wie er will. Die Kompensation ändert nichts an der Tatsache, dass die Treibhausgase in die Luft gelangen. Und wer es ganz richtig machen möchte, bleibt am besten ganz am Boden.
Trotzdem ist es besser als nichts, denn das Geld wird in Klimaschutzprojekte gesteckt, die den CO2-Ausstoß verringern, darunter alles rund um Windkraft, Wasserkraft, Biogas, Solarenergie, Umweltbildung und Energieeffzienz.
Was kann ich beim Fliegen noch beachten?
- Kurzstrecken vermeiden (z.B. der Wochenendausflug nach Madrid)
- Direktflüge bevorzugen, da sie weniger CO2 ausstoßen
- Längere Aufenthalte planen, also anstatt einer Woche Seychellen, lieber den Jahresurlaub dort verbringen
- Wenn möglich auf alternative Verkehrsmittel am Boden zurückgreifen, z.B. Bus oder Bahn
2. Lokale und saisonale Produkte einkaufen
Wer auf den Seychellen Urlaub macht, sollte lokale und saisonale Produkte kaufen. Lokales Obst und Gemüse gibt es ganz sicher bei der Obstfrau am Straßenrand. Oft jedoch nicht in den großen Supermärkten. Wer sein Obst und Gemüse dort einkauft, sollte unbedingt auf die Herkunft achten.
Perfekt aussehende und leuchtend orangefarbene Orangen – so wir sie aus den Regalen in Deutschland kennen – kommen ganz sicher nicht von den Seychellen, sondern sind importiert. Gleiches gilt für Weintrauben oder andere Obst- und Gemüsesorten im Supermarkt. Wer sich nicht sicher ist, sollte die Mitarbeiter fragen oder nach dem Wiegen auf das Etikett schauen, denn dort sind die entsprechenden Produkte in der Regel mit „IMP“ gekennzeichnet.
Auch bei vielen weiteren Produkten sollte auf die Herkunft geachtet werden. Das natürlich auch um Geld zu sparen, da Importe viel teurer sind als lokale Produkte, aber auch um die Seychellen als Land nachhaltig zu unterstützen. Produkte wie Nutella, Snickers, Nestle Cornflakes sollten am besten ganz aus dem Einkaufswagen verbannt werden. Die Herkunft ist übrigens immer auf dem Etikett erkennbar.
3. Mülltrennung
Die Mülltrennung ist auf den Seychellen ein sehr großes Problem. Das merke ich auch auf der Insel La Digue. Alles landet in einem einzigen Mülleimer, ganz egal was. Das wird dann wöchentlich abgeholt und auf die Mülldeponie im Inselinneren gebracht. Die Abholung von Sperrmüll ist selten, aber sie findet statt. Die Sperrgüter werden dann von zuhause abgeholt, auf der Deponie zwischengelagert und regelmäßig von einem großen Containerschiff abgeholt. Der Hausmüll bleibt auf der Insel – und darin ist alles enthalten, was der Seychellois oder der Urlauber in die Tonne wirft.
Auf den Hauptinseln gibt es Mülldeponien, eine auf La Digue, eine auf Praslin und mehrere auf Mahé. Dort landet alles, was von den Müllfahrzeugen abgeholt wird. Die Deponien stoßen heute jedoch schon an ihre Grenzen, so hat die auf La Digue bald ihr Maximum erreicht und auch die aktuell verwendete Deponie auf Mahé, die eigentlich 8 bis 10 Jahre halten sollte, reicht nun nur 4 Jahre. Die Regierung hat nun 4 Jahre Zeit, um sich Gedanken zu machen, wo die nächste Mülldeponie errichtet wird, falls Recycling nicht endlich ein Thema wird. Die lokale Zeitung “Today in Seychelles” hat vor kurzem erst darüber berichtet (hier nachzulesen).
Die Seychelles Hospitality & Tourism Association (SHTA) soll angeblich in Kürze Tüten einführen, in denen Urlauber ihren Plastikmüll sammeln (z.B. Sonnencremeflaschen) und am Ende des Urlaubs wieder mit nach Hause nehmen sollen. Aber auch ohne diese offiziellen Tüten: Was spricht dagegen, den Plastikmüll wieder mit nach Hause zu nehmen? Das Gleiche gilt für leere Batterien oder sonstiges Verpackungsmaterial, was man aus Deutschland mitbringt.
Organische Essensreste
Die Unterkunft hat Hund oder Katzen? Super, dann frag die Mitarbeiter, ob du die Essensreste weiter geben kannst. Die Tiere freuen sich hier ganz besonders drüber, vor allem, weil sie hier kein Dosenfutter bekommen. Übrig gebliebenen Reis kann man an Vögel verfüttern, die schon darauf warten. Auf keinen Fall sollten Essensreste in öffentliche Mülltonnen geworfen werden, da sie Ratten anziehen.
PET-Flachen
Für jede PET-Flache gibt es 50 Cent an ausgewählten Stellen (Providence, Anse Royale, St Louis, Praslin and La Digue). Wer seine Flaschen nicht wegbringen möchte, sollte sie alle in einer Tüte sammeln und einfach neben einen Mülleimer auf die Straße stellen. Es wird nicht lange dauern, bis sie ein Einheimischer aufsammelt und die Flaschen wegbringt – schließlich ist es bares Geld.
Glas
Seybrew Flaschen können im nächstgelegenen Shop für 2 Rupien Pfand zurück gegeben werden. Auch andere vor Ort produzierte Flaschen werden in vielen Geschäften angenommen. Diese werden dann von der Brauerei wiederverwendet.
Alte Einmachgläser werden von der Bevölkerung gerne weiter verwendet, zum Beispiel für Gewürze in der Küche oder Kerzen. Sustainability for Seychelles und LWMA (Land Waste Management Agency) arbeiten wohl aktuell an einem Glaszerkleinerungs- und Recyclingprojekt.
4. Wiederverwendbare Trinkflaschen nutzen
Generell sollten PET-Flaschen, also die im Supermarkt in Größen von 0,5 oder 1 l erhältlich sind, vermieden werden. Die Flaschen landen nachdem sie aufgebraucht sind – und das geht bei der Hitze hier sehr schnell – direkt in der Tonne.
Laut Gesundheitsamt ist das Leitungswasser auf den Seychellen trinkbar und das kann in Flaschen abgefüllt werden. Trotzdem sollte man den Hahn nach dem Andrehen ganz kurz laufen lassen, da die Leitungen oft zwischendurch entkalkt werden (zu erkennen an weißem Wasser) oder Arbeiten an den Leitungen vorgenommen werden (zu erkennen an braunem Wasser).
Alternativ stellen einige Unterkünfte (in der Regel Gästehäuser) Trinkwasserspender bereit, die mit einem 25 l Wasserkanister bestückt werden können. Dieser sollte für einen ganzen Inselurlaub reichen und die Kanister werden im Anschluss wiederverwendet.
Eine Alternative sind auch die 5 l Trinkwasserkanister, mit denen man sich das Wasser in mitgebrachte Aluminiumflaschen abfüllen kann. Das ist auch viel gesünder, da sich die Chemikalien des Plastiks – ganz besonders in der Hitze der Seychellen – lösen und im Trinkwasser absetzen können.
5. Plastiktüten vermeiden
Plastiktüten sind ein ebenfalls ein großes Problem auf der Welt und natürlich auch auf den Seychellen. Sie landen einfach überall und oft sieht man sie sogar im Meer umhertreiben.
Auf Plastiktüten gilt es daher generell zu verzichten. Am besten nimmt man sich von Zuhause einen Jutebeutel mit oder kauft sich vor Ort einen und nutzt ihn während des Aufenthalts für die Einkäufe. Es sollten generell keine Plastiktüten angenommen werden, auch wenn diese in den Geschäften oft automatisch herausgegeben werden. In größten Supermärkten, wie dem STC, sind sie glücklicherweise mittlerweile komplett aus dem Sortiment verbannt worden.
6. Auf Strohhalme verzichten
Bei der Bestellung von Getränken sollte auf den Verzicht von Strohhalmen hingewiesen werden. Diese werden einmal für einen Zeitraum von maximal 20 Minuten verwendet und danach weg geschmissen – umweltschädlicher geht es nicht. Außerdem landen die nicht nur einfach in der Mülltonne, sondern leider oft auch im Meer. Immer wieder werden Schildkröten von in der Nase steckenden Halmen befreit. Man möchte sich gar nicht ausmalen, wie viele wirklich daran verenden.
Jeder von uns sollte sich daher überlegen, benötige ich für mein Getränk wirklich einen Strohhalm? Kann ich nicht einfach aus dem Glas trinken?
7. Wasser- und Energieverbrauch reduzieren
Viele wissen es nicht, aber in der Trockenzeit, beispielsweise im letzten März, wurden den Einheimischen zwischen 9 und 15 Uhr öfter mal das Wasser abgestellt, um es einzusparen oder weil es gerade sehr knapp war.
Auch bei einem Urlaub auf den Seychellen sollte man, so wie zuhause, sparsam mit den Ressourcen Wasser und Strom umgehen. Das gilt natürlich für jedermann, egal ob Einheimischer oder Urlauber.
Das heißt für die Nutzung von Wasser:
- kurz duschen anstatt lange,
- den Wasserhahn abdrehen, wenn man ihn nicht benutzt, beispielsweise beim Zähne putzen,
- das Handtuch in der Unterkunft nicht täglich, sondern nur alle paar Tage wechseln lassen
… und von Strom:
- die Lampen ausschalten, wenn man sie nicht unbedingt benötigt,
- die Klimaanlage nur in einem minimalen Ausmaß nutzen, besser sogar ganz drauf verzichten, das ist auch besser für die Gesundheit,
- die Steckdosen ausschalten, wenn man sie nicht nutzt. Dazu befindet sich ein kleiner Schalter an jeder Steckdose.
8. Lokale Künstler, Handwerker und Marken unterstützen
Auf den Seychellen gibt es unglaublich viele lokale Künstler, die Souvenirs, Bilder oder sonstige selbstgemachte Produkte rund um das Inselparadies anbieten. In den größeren Shops oder Supermärkten ist vieles leider importiert, da steht dann zwar “Seychelles” drauf, ist aber “made in China”. Beim Kauf von Souvenirs sollte man daher unbedingt auf die Herkunft achten oder sie nur in den Geschäften lokaler Künstler kaufen.
Achtung: Auf keinen Fall solltest du Muscheln oder Korallen kaufen. Diese werden oft lebend aus dem Meer gefischt, um sie in den Geschäften anzubieten.
Produkte lokaler Künstler gibt es auf den Seychellen z.B. hier:
- Craft Kiosks
Auf den Inseln gibt es kleine Holzhäuschen, sog. Craft Kiosks, in denen lokale Künstler ihre Ware verkaufen, z.B. die “SENPA – Esplanade Craft Kiosks” in Victoria auf Mahé (Francis Rachel Rd) oder auf La Digue (direkt wenn man vom Hafen kommend links abbiegt) - Red Coral
Diese lokale Marke produziert Tassen und T-Shirts und andere schöne Dinge rund um die Seychellen, zu kaufen in diversen Shops auf den drei Hauptinseln, z.B. in Victoria (Mahé) in der Campion Hall oder auf La Digue. - Domaine de Val Prés – Craft village
Lokale Künstler verkaufen hier in verschiedenen Holzhäusern Produkte rund um die Seychellen.
Au Cap, E Coast Road, Mahé, Mo-Fr 9-17 Uhr, Sa 9-13 Uhr - Campion Hall
In dieser Halle mitten in Victoria warten Geschäfte vieler Künstler, darunter Kreole, Pineapple Studio, Red Coral sowie diverse Souvenirshops.
Albert Street, Victoria, Mahé - Sir Selwyn Selwyn Clarke market
Neben frischem Obst und Gemüse gibt es hier auch eine gute Auswahl an Gewürzen (schönes Mitbringsel!), Kokosnussöl und Souvenirs.
Mahé, Victoria, tgl. bis nachmittags (außer sonntags) - Silvin Jewellery
Selbstgemachte Armbänder und Ketten mit Perlen oder sonstigen Dingen aus der Natur verkauft Silvin in einer kleinen Hütte direkt am Anfang der Anse Source d’Argent.
Anse Source d’Argent, La Digue (außer sonntags)
Neben lokal produzierten Produkten eignen sich auch Alternativen aus der Natur als Mitbringsel:
- Gewürze wie Safran, Zimt, Chili, Muskatnuss
- Vanilleschoten
- Kokosnussöl oder andere Produkte aus Kokosnuss
- Schwarzer Tee oder Vanilletee (beides in der Teefabrik auf Mahé produziert)
- Marmeladen, z.B. Golden Apple oder Banane
9. Volunteer werden!
Wer Interesse an nachhaltigen Projekten hat, kann auf den Seychellen Teil verschiedener Projekte als Volunteer werden. Das kann für mehrere Wochen, Monate oder eben auch nur für einen Tag sein. Viele Organisationen bieten auch geführte Touren, Informationen und Möglichkeiten selber aktiv zu werden. Hier ein paar Beispiele:
- Wise Oceans: Mit Sitz auf Mahé im Four Seasons Resort bieten sie Schnorcheltouren und Aktivitäten für Kinder rund um das Thema Meeresschutz.
- Marine Conservation Society Seychelles (SCSS): Schnorchelaktivitäten auf Cerf Island, Informationszentrum beim Banyan Tree Mahe und Schutzpatroullioen während der Meeeresschildkrötenbrutzeit auf Mahe. Freiwillige können helfen die Strände zu patrouillieren (Daten aufnehmen, Schildkröten taggen etc.)
- GVI Mahé & Curieuse: Volunteerprojekte auf Curieuse und Mahe (dort kann man 1-3 Monate verbringen und alles zum Meeres- und Naturschutz lernen und u.a. helfen, die Daten für die Seychelles National Park Authority (SNPA) zu erheben)
- Sustainability 4 Seychelles (S4S): Diese Organisation hat ganz viele interessante Projekte, vor allen für die lokale Bevölkerung.
- Seychelles Sustainable Tourism Foundation (SSTF): Stiftung für nachhaltigen Tourismus, die verschiedene Tourismusakteure zusammenbringt, um gemeinsam an Lösungen für nachhaltigen Tourismus zu arbeiten. Bietet auch Kooperationen mit Reiseveranstaltern und Trainings. Außerdem ist für November eine Tourismuskonferenz geplant (mehr Infos in Kürze)
- Einige Inseln haben sich ganz dem Ökotourismus verschrieben, wie Cousin oder Bird Island
Außerdem empfiehlt es sich, beim Hotel nach Events, Beach-Clean-Ups oder Festivals zu fragen. Viele NGO (Nichtregierungsorganisation) organisieren regelmäßige Events rund um das Thema Naturschutz oder Nachhaltigkeit, wie das jährliche Ocean Festival auf Mahé.
10. Nachhaltige Unterkünfte wählen
Große Hotelketten sind beliebt, aber nicht immer gut. Vor allem All-Inclusive-Angebote klingen für viele Urlauber verlockend und praktisch. Wer eine solche Reise bucht, dem sollte bewusst sein, dass es für das Reiseziel kaum gewinnbringend ist. Es kann sogar schädlich sein, denn die Einheimischen werden dabei weitestgehend von den Einnahmen ausgeschlossen. Wieso sollte man auch bei einem lokalen Restaurant einer einheimischen Familie oder auf dem Markt essen, wenn man für die Vollpension im Hotel bereits bezahlt hat?
Statt großer Hotels lieber Gästehäuser buchen.
Vor allem auf den Seychellen sind Gästehäuser eine schöne und vor allem authentische Art Urlaub zu machen. Dort kann man nicht nur so richtig in das seychellische Leben eintauchen und viel über die Kultur kennenlernen, sondern auch die lokale Wirtschaft anstatt weltweiter Hotelketten unterstützen. Aber: Auch eine Mischung ist möglich, das ist ja das schöne an einem Inselhopping.
Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann darauf achten, dass die Unterkunft nachhaltig zertifiziert ist. Auf den Seychellen gibt es ein eigens dafür gegründetes Label, das Seychelles Sustainable Tourism Label (SSTL), aber auch die internationalen Alternativen wie Green Globe und Earth Check zeichnen umweltbewusste Unternehmen aus. Unterkünfte, die bestimmte Kriterien erfüllen, wie beispielsweise die Reduzierung von Müll, Wasser, Energie und das nachhaltige Handeln aller Mitarbeiter sowie deren faire Behandlung, also in allen Facetten die wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit fördern, erhalten ein offizielles Label.
Green Globe – die weltweit anerkannte Zertifikation für Nachhaltigkeit für Unterkünfte, Veranstaltungszentren, Attraktionen, Catering und Zulieferer:
Seychelles Sustainable Tourism Label – das Label für nachhaltige Unterkünfte auf den Seychellen.
Wie du siehst kann jeder Urlauber seinen kleinen Anteil beitragen und während des Aufenthalts rücksichtsvoll mit dem Urlaubsziel umgehen. Lass uns zusammen die Seychellen schützen, damit sie uns noch lange so erhalten bleiben.
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Diana von SSTF (Seychelles Sustainable Tourism Foundation) entstanden. Vielen Dank für die Hilfe. Fotos Shutterstock: Markt, Headerbild und Icons.
11 Kommentare
Liebe Simone, ich lese regelmäßig Deinen Blog und bin jeder Mal wieder mit Leib und Seele zurück im Paradies. Auch bei einem Thema wie diesem. Leider sind meine Erfahrungen die, dass auch im schulischen Bereich Verbesserungspotential besteht, obwohl Umweltschutz Bestandteil des Schulunterrichts ist. Bei vielen jungen Menschen habe ich auf den Seychellen einen sehr unbekümmerten Umgang mit Müll festgestellt, sodass sich mir die Frage stellt, ob dieses Problem tatsächlich schulisch und gesellschaftlich den richtigen Stellenwert genießt. Auch politisch scheint kein wirklicher Wille zu existieren, WIRKLICH etwas verändern zu wollen. Ist den Verantwortlichen nicht bewusst, dass sie dabei sind, eines der letzten Paradiese auf diesem Planeten akut zu gefährden?
Hi Frank,
das wird tatsächlich schon gemacht, also das ist zwar noch ganz am Anfang, aber ich weiß, dass z.B. http://seychellessustainable.org bereits angefangen hat, in Schulklassen und in der Universität darüber zu unterrichten, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Trotzdem ist es viel zu wenig, da hast du Recht, denn wenn das die Kinder in der Jugend nicht lernen, dann werden sie da später auch kein Gespür für haben bzw. nur schwer.
Den unbekümmerten Umgang mit Müll habe ich sowohl bei Einheimischen als auch Urlaubern festgestellt. Ich hatte viele Situationen im letzten Jahr, wo ich genau das beobachten konnte. Da landen dann Glasflaschen oder auch Kronkorken einfach im Meer, bei Wanderungen werden von Urlaubern kaputte Flip Flops oder leere Sonnencremeflaschen einfach an den Weg geworfen, oder auch die Take Away Boxen, die hier wirklich überall rumfliegen. Zu der letzten Problematik reagieren jetzt viele Take Aways und setzen organische Verpackungen aus Zuckerrohr ein. Das ist schon mal ein Anfang und es bewegt sich was.
Ganz neu in Mode sind auch diese Papiertüten, die angezündet in die Luft steigen. Urlauber bringen die tatsächlich aus Europa mit. Mehrere Male mussten wir Urlauber in der Nacht am Hafen darauf ansprechen und bitten das zu unterlassen. Nicht auszumalen, wenn eine dieser Feuertüten abstürzt und irgendwo in den Wald oder auch ein Boot fällt.
Trotzdem muss ich sagen, dass die Seychellen für mich immer noch eines der saubersten Reiseziele sind, die ich jemals gesehen habe – überhaupt nicht zu vergleichen mit beispielsweise Sansibar oder Curacao, wo sich die Plastikmüllberge teilweise meterhoch türmen.
Liebe Grüße,
Simone
Hi Simone,
Danke für Dein Feedback. Ist schon interessant zu sehen, dass sich politisch etwas bewegt. Aber so lange die Ergebnisse so gut wie unsichtbar sind, bleibt noch einiges zu tun .
Ich habe kürzlich irgendwo (FB?) gelesen, dass Du und Robert verschiedentlich Beach clean-ups veranstalten. Würde mich interessieren, wie ihr das anstellt/organisiert und wo hernach der ganze Plunder landet. Werden da nur die Touris angesprochen oder macht da auch die einheimische Jugend mit? Und: Wie ist die Resonanz, vor allem gerade bei Hotels und Gästehäusern? Werdet Ihr da irgendwie unterstützt?
LG
Frank
Wichtige und richtige Punkte. Nur das mit der Stockdose hast du irgendwie falsch verstanden. Der Schalter macht nämlich genau das gleiche, wie wenn du den Stecker ziehst: Er unterbricht den Stromkreis. Insofern spielt es keine Rolle, ob eine nicht benutzte Steckdose ein oder ausgeschaltet ist. Sie braucht in beiden Fällen keinen Strom. (Aber es ist natürlich praktischer, einen Kippschalter zu bedienen, als etwas ein- und auszustecken…)
Hi Oli,
danke für deinen Kommentar. Es geht ja vor allem um die vielen Stand-By-Geräte, wie Fernseher, Radio & Co. Bevor man das nicht weiß bzw. nicht drauf achtet, was im Stand-By ist und was nicht, sollte man lieber die Steckdose ausschalten. Die Einheimischen hier auf den Seychellen nehmen das ganz genau. Jede Steckdose wird ausgeschaltet, wenn sie nicht benutzt wird – egal, ob da was dran hängt oder nicht. In einem Haushalt hier wirst du nie eine angeschaltete Steckdose finden, wenn sie nicht benutzt wird. Als Tourist achtet man da ja oft eh nicht drauf, man ist ja schließlich im Urlaub. Und darum gehts ja, nämlich ein Bewusstsein für die Ressourcen zu schaffen.
LG Simone
LG, Simone
Hallo,
danke für diesen tollen Beitrag. Ich finde es super, dass du das Thema Nachhaltigkeit ansprichst. Das mit den Strohhalmen ist zwar nur eine Kleinigkeit, hat aber auch schon gravierende Folgen für die Umwelt. Wir haben das letzte mal exra Papier/Papp Strohhälme gekauft.
xx
Hallo Simone,
bei unserem Aufenthalt im Sommer 2016 hatte ich den Eindruck, dass der Umweltschutz auf den Seychellen sehr ernst gemommen wird. Entgegen dem Trend des Westens, für den Umweltschutz eine reine Alibifunktion hat. Für die Seychellen halte ich den Umweltschutz für besonders wichtg. Den Schatz, der einzigartigen Inselwelt, der Flora und Fauna, gilt es zu bewahren. Er ist das Kapital des Landes.
Durch die Touristenbrille sieht man viele wichtige Dinge eines Landes nicht wirklich.
Auf La Digue habe ich ein (vermutlich total) neuwertiges Müllauto gesehen (oder ich hatte doch einen Takamaka zu viel), woraus ich geschlossen habe, dass das System besser läuft, als wie Du es jetzt beschreibst. Ich habe berufsbedingt mit dem Thema zu tun. Daher fand ich in Deinem Artikel den Punkt der mangelnden Mülltrennung und zu den Deponien auf den Seychellen sehr interessant. Der angeführte Artikel der “Today in Seychelles“ bestätigt mir zudem Informationen vom Herbst letzten Jahres, dass seit 2016 sächsische Experten in Sachen Abfallwirtschaft beratend auf den Seychellen tätig sein sollen. Dann kann man eigentlich guter Hoffnung sein, dass das mit der Mülltrennung, der Deponierung und dem Recycling in die richtige Richtung geht. Vorausgesetzt alle Beteiligten arbeiten gut zusammen.
Viele Grüße aus Weinböhla (Sachsen) auf die schönste Insel der Welt.
Jens
Bin gerade zum zweiten Mal auf La Digue seit 2015 und wahrscheinlich zum letzten Mal. Es wird fleißig gebaut und expandiert auf Kosten der Umwelt.
Umweltschutz und Tierschutz erscheinen nebensächlich, dabei pflegen die Seychellen gerne ein anderes Image.
Wir hatten bis gestern noch vier sehr kleine Besuchskatzen bei unserer Unterkunft, die aber auf einmal verschwunden sind. Angeblich sind sie ohne Ihre Mutter, die hier noch ab und zu auftaucht, in die Nachbarschaft ” verschwunden”. Hoffe, sie haben nicht so arg gelitten. Den Touris versucht man eine Story aufzutischen.
Zum Thema Rückgabe der Bierflaschen: Da es für uns auch von zu Hause aus selbstverständlich ist, leere Flaschen zurückzugeben, haben wir es gerade! auf La Digue ebenfalls versucht. Ergebnis: Die großen Supermärkte (STC und Gregoires) nehmen die Flaschen gar nicht zurück und verweisen stattdessen auf kleinere Geschäfte. Nach einiger Suche fanden wir ein kleineres Geschäft, das die Flaschen tatsächlich zurückgenommen hat. Auch dies wirft ein interessantes Licht auf das Umweltbewusstsein, das hier vorherrscht. Gerade die Supermärkte, die am meisten Flaschen verkaufen, sind nicht bereit, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Ich finde nicht, dass dies zu Ihrer positiven Darstellung der Umweltsituation auf den Seychellen passt.
Hallo Simone,
wir haben ebenfalls versucht Glas- und Plastikflaschen zurück zu geben, leider nicht erfolgreich. Sehr schade, wir würden die Mülltrennung gerne unterstützen.
Viele Grüße
Nadine
Hallo Simone,
wir dürfen auch demnächst Urlaub auf den Seychellen machen. Wir wollen gerne hauptsächlich an den Takeaways essen und uns selbst versorgen. Nun zu einer vielleicht etwas komischen Frage: kann man zu den Takeaways auch mit eigenem Behältern gehen um Müll zu vermeiden?
Würde mich über deine Erfahrung/Einschätzung darüber sehr freuen.
Herzliche Grüße
Isabell