„Paradise lost – das Paradies haben wir Menschen verloren.”
Diesen Satz las ich vor ein paar Tagen. Und tatsächlich muss ich in letzter Zeit oft daran denken, was wohl aus den Paradiesen dieser Erde in der Zukunft wird oder bereits geworden ist. Paradiese, die populär werden, sich verändern, und im schlimmsten Fall irgendwann gar nicht mehr so sind, wie sie einmal waren. Bei den Seychellen, die momentan einen wahren Boom erleben, ist das bei mir manchmal so. Erst heute sehe ich ein Kreuzfahrtschiff vor der Insel ankern. An Bord: 500 Passagiere. Ziel: eine kleine 3×5 km große Insel mit etwa 3.000 Einwohnern. Kaum ist der Anker vor die Insel geworfen, kommen sie an Land. Wenn so viele Menschen auf eine kleine Insel kommen, dann ist das mehr als spürbar, und dann fragt man sich: Hat das Paradies in diesem Moment überhaupt noch eine Chance, Paradies zu sein?
Es gibt aber immer noch Orte auf der Welt, die man betritt und sich plötzlich fühlt wie in einer anderen Welt. Orte, die einen zurückversetzen in eine Zeit, als die Natur sich selbst überlassen war und der Mensch eine Nebenrolle spielte. Orte, die heute geschützt werden, von der UNESCO beispielsweise, damit dieser Wert bewahrt wird.
Das Vallée de Mai auf Praslin, der zweitgrößten Hauptinsel der Seychellen, ist so ein Ort.
Der Palmenwald ist EIN Garten Eden der Seychellen.
- Vallée de Mai – allgemeine Infos
- Die sagenumwobene Coco de Mer
- Vallée de Mai – warum lohnt sich ein Besuch?
- Was kann man dort sehen?
- Wie viel kostet der Eintritt?
- Wie kommst du hin?
- Wie sind die Öffnungszeiten?
- Ist ein Guide notwendig?
Das Vallée de Mai ist ein Nationalpark und gleichzeitig eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Seychellen. Der 19,5 ha große Park wurde 1983 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt, als ein herausragendes Beispiel für einen besonderen Ort mit einem noch besonderen Wert. Es ist aber nicht nur irgendein Palmenwald. Es ist das kleinste Weltnaturerbe der Welt und gleichzeitig der größte intakte Wald der endemischen Seychellenpalme Coco de Mer. Über 5.000 Exemplare dieser einzigartigen Palmen sollen es sein. Und tatsächlich: Schon wer mit dem Bus oder Auto die Straße zum Eingang des Parks entlang fährt, erhält einen ersten Eindruck von den Giganten, die hier am Straßenrand bereits bis zu 40 m in die Höhe wachsen – einfach beeindruckend.
Ein Teil des Vallée de Mai existierte angeblich sogar bereits, als die Seychellen noch zum Kontinent Gondwana gehörten, also mit Afrika, Südamerika, Australien, Madagaskar, Indien, Antarktika und Neuguinea einen einzigen Kontinent bildeten, vor Millionen von Jahren – kaum vorstellbar. Bis 1930 blieb das Tal unberührt und 1945 ging es von Privat- in den Regierungsbesitz über, bis es etwa 50 Jahre später in den Schutz der UNESCO überging.
Ein Ausflug in das Vallée de Mai lohnt sich also unbedingt. Auf gut gepflegten Pfaden können Besucher durch das Tal wandern und die vielen, teilweise endemischen Tier- und Pflanzenarten bestaunen. Das ist auf eigene Faust oder mit Guide möglich.
Die sagenumwobene Coco de Mer
Die endemische Seychellenpalme Coco de Mer ist eine Sensation der Pflanzenwelt. Sie steht sogar im Guiness Buch der Rekorde, denn sie hat den größten Samen der Welt. Dieser kann bis zu 50 cm lang und 25 kg schwer sein, und hat die Form eines Frauenhinterns. Daher sprach man ihr anfangs eine aphrodisierende Wirkung zu. Sie kommt ursprünglich nur auf den Seychellen vor und ist natürlich, also ohne Hilfe des Menschen gepflanzt, neben Praslin sonst nur auf Curieuse zu finden. Ein paar weitere Exemplare gibt es auf Mahé im Botanischen Garten, Jardin de Roi Gewürzgarten und auf La Digue – alle jedoch nicht in ihrer natürlichen Umgebung.
Auch wenn bewiesen ist, dass Vögel und der Wind die Pollen von Pflanzen übertragen, so besagt die Legende, dass sich die männliche und weibliche Pflanze in stürmischen Nächten umarmen und dann paaren.
Wer die Coco de Mer Nuss als Andenken mit nach Deutschland nehmen möchte, muss mit etwa 200 Euro nicht nur tief in die Tasche greifen, sondern benötigt dafür auch eine Lizenz. Diese gibt es nur an offiziellen Verkaufsstellen, wie beispielsweise im Vallée de Mai, im Fond Ferdinand Park oder ein paar wenigen Souvenirläden.
Vallée de Mai – warum lohnt sich ein Besuch?
Auf den Seychellen gibt es zwei UNESCO-Weltnaturerben und das Vallée de Mai ist eines der beiden. Das andere ist das Aldabra-Atoll und für Besucher nahezu nicht erreichbar. Wer ein Weltnaturerbe der Seychellen sehen möchte, kommt an diesem Nationalpark nicht vorbei. Wer mehr über die Flora & Fauna der Inseln erfahren möchte, sollte einen Ausflug unbedingt einplanen. Im Park gibt es verschiedene Routen, von 1 km (1 Stunde) bis 2 km (3 Stunden), die auf eigene Faust erkundet werden können. Auf einer Aussichtsplattform hat man einen schönen Überblick über den Park.
Was kann man im Vallée de Mai sehen?
Im Vallée de Mai ist vor allem die endemische Coco de Mer Palme zu sehen, die hier im wahrsten Sinne des Wortes wuchert und teilweise bis zu 40 Meter hoch wächst. Im Park sind alle der sechs endemischen Palmenarten der Seychellen zu finden.
Wer die hier lebenden Tierarten sehen möchte, muss besonders aufmerksam sein. Im Vallée de Mai lebt beispielsweise der Seychelles Black Parrot. Das ist ein schwarzer Papagei, der mit einer Population von 520-900 Exemplaren nur auf Praslin zu finden ist und sonst nirgendwo anders auf der Welt. Weitere Tiere, denen man im Vallée de Mai begegnen kann, sind die Praslin Snail, Seychelles Tree Frog, Seychelles Bulbul, Palmiste, Green day Gecko, Giant Bronze Gecko, Seychelles Skink und die Seychelles Blue Pigeon.
Wie viel kostet der Eintritt?
Der Eintritt im Vallée de Mai beträgt 350 SCR, das sind 25 Euro. Wusstest du, dass 50% deines Eintrittsgeldes in das Aldabra-Atoll fließt? Du tust mit deinem Besuch als immer etwas Gutes! Der Rest fließt in das Vallée de Mai (30%) und in die Organisation SIF, die die beiden Weltnaturerben betreut.
Wie kommst du hin?
Die Anreise in das Vallée de Mai erfolgt am besten mit dem Mietwagen, Taxi oder Bus vom Hafen aus. Am besten den Busfahrer beim Einsteigen nochmal fragen, um ganz sicher zu gehen, dass man in die richtige Richtung fährt. Die Insel Praslin ist mit einer Größe von 12 x 5 km überschaubar. Mit dem Bus kommt man für 5 Rupees pro Strecke fast überall hin (etwa 35 Cent).
Wie sind die Öffnungszeiten?
Das Vallée de Mai ist täglich (außer 25.12 und 1.1) von 8.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.
Ist ein Guide notwendig?
Ein Guide kann auf jeden Fall viel mehr zeigen und mit ihm wird man auch ganz sicher viel mehr sehen. Als Urlauber hat man oft gar keine Auge für die kleinen Dinge. Plötzlich sitzt da ein kleiner, leuchtend grüner Gecko an der Palme, den man auf den ersten Blick gar nicht sieht. Oder auch die vielen verschiedenen Pflanzenarten, die man als Laie kaum auseinander halten kann. Im Vallée de Mai kommt man aber – im Gegensatz zum Fond Ferdinand Park – auch ohne Guide und die Pfade können auf eigene Faust gelaufen werden.
Tipp: Eine geführte Tour wird im Vallée de Mai um 9 Uhr und um 14 Uhr immer kostenlos angeboten (ist im Eintrittsgeld enthalten).
Fazit
Wer auf Praslin ist, sollte unbedingt einen Naturpark auf der Insel besuchen. Das Vallée de Mai ist eine der berühmteste Sehenswürdigkeiten der Seychellen und das nicht ohne Grund. Überlaufen ist es trotzdem nicht. Ganz im Gegenteil, denn meistens trifft man kaum eine Menschenseele dort. Wer sich besonders für die Natur interessiert, sollte unbedingt an einer geführten Tour teilnehmen (9 und 14 Uhr). Dies ist im Eintrittspreis enthalten. Ohne Guide übersieht man viele Dinge einfach, weil man kein geschultes Auge für all die Lebewesen und Pflanzen hat.
Übrigens fließen 50 % des Eintrittsgeldes in das Aldabra-Atoll, das andere der beiden Unesco-Welterbestätten. Mit einem Besuch tut man daher gleichzeitig etwas Gutes, um das Vallée de Mai, aber auch das Aldabra-Atoll zu erhalten.
Als Alternative zum Vallée de Mai gibt es auch noch den Fond Ferdinand Park. Der Park ist etwas größer und günstiger, allerdings darf er nur mit einem Guide betreten werden. Der Fond Ferdinand ist auch kein Unescu-Weltnaturerbe. Hier kannst du mehr über den Fond Ferdinand Park erfahren.
Schon gewusst? Noch mehr Tipps für die Seychellen findest du in meinem individuellen Seychellen Reiseführer. Geschrieben mit viel Liebe und einer persönlichen Note, ist mein Seychellen Reiseführer der ideale Begleiter für deine Reise. Auf 420 Seiten bringe ich dir meine Lieblingsinseln näher, zeige dir, was sie für mich ausmachen, wie du dein Inselhopping planst, und was du vor Ort alles machen kannst. Ehrlich und subjektiv – von einer Seychellen-Expertin. Er ist in meinem Shop als Buch oder E-Book (und auch auf Amazon erhältlich). Die Lieferzeit ist identisch.
Warst du schon mal im Vallée de Mai? Was sind deine Erfahrungen? Ab damit in die Kommentare!
Mehr über die Seychellen lesen
- Bootsausflug La Digue – zum Schnorcheln nach Coco, Félicité und Sister Islands
- Mahé – 10 wundervolle Tipps für die Hauptinsel der Seychellen
- Seychellen Reise planen – so sparst du Zeit & Nerven
___
Fotosrechte: Shutterstock: Bild ID: 276151313, Bild ID: 401840284, Bild ID 204718957 // Nature Seychelles: Seychelles Blue Pigeon, Tree Frog // Seychelles Tourism Board: Black Parrot
8 Kommentare
Liebe Simone,
wie du richtig geschrieben hast ist der Park absolut sehenswert. Wir haben den Park Ende Februar diesen Jahres besucht und es waren zu unserem Glück auch relativ wenig Besucher dort. Wir haben uns einen Guide genommen, denn ohne ihn und seine vielen Hinweise auf die Details im Urwald hätten wir nicht halb soviel entdeckt oder erfahren. Es lohnt sich also wirklich, wenn man schon mal dort ist, auch einen Obulus zu entrichten um den Park entsprechend zu würdigen. Dass man dort auf Praslin und auch auf La Digue oft einsam seine Wege gehen kann ist der Hauptgrund für die tolle Erholung und den Genuss der Natur. Die Sache mit dem Kreuzfahrtschiff, die du erwähnt hast, ist beängstigend. Wohl dem, der mehrere Tage auf der Insel hat und den Einfall der “Heuschrecken” für hoffentlich nur einen Tag abwarten kann.
Dein toller Blog und auch der Wunderschön-Film machen sicherlich viele Menschen in Deutschland auf die Seychellen aufmerksam. Es bleibt zu hoffen, dass es trotzdem nicht zum plötzlichen Boom kommt und das sonst so ruhige Inselparadies in Gefahr kommt, überrannt zu werden.
Liebe Grüße und auf (hoffentlich) bald :-),
Marion
Wir waren im Vallée de Mai und ich gebe dir uneingeschränkt recht. Der Besuch lohnt unbedingt und man ist tatsächlich fast alleine dort. Es war absolut beeindruckend und stellenweise läuft man lichtmässig ähnlich wie bei Dämmerung, so dicht ist das Tal bewachsen.
Wir haben eine Coco de Mer gekauft. Auf dieser war ein Zettelchen mit Nummer und ein ebensolches Zettelchen wurde in einen unserer Reisepässe geklebt damit wir die Nuss überhaupt ausführen durften. Sie ziert nun unser Wohnzimmer und daneben hängt ein handgemaltes Bild von einer Coco de Mer Palme.
Es war eine wunderschöne Reise ins Inselparadies Seychellen.
Fernwehgrüsse aus D, Tina
Liebe Simone,
auch wenn an manchen Tagen das “Vallée de Mai” überlaufen ist, für mich gibt es eine absolut empfehlenswerte Alternative: Wandern an einem Regentag! Es ist faszinierend, welche Kulisse – aus Pflanzen, Düften, Geräuschen – einen hier umfängt und alles andere vergesessen macht. Irre, wie die schweren Tropfen auf die riesigen, hausdachgroßen Coco-de-Mer-Blätter prasseln und welcher schwerer, erdiger Duft vom Waldboden ausgeht. Und dabei wird man noch nicht mal richtig nass, denn die riesigen Palmwedel erlauben es einem, annähernd trockenen Fußes durch den Wald zu stapfen. So müssen sich auch die ersten Siedler hier gefühlt haben..
So ein Erlebnis ist das wahre Seychellen-Inselglück!
Allerherzlichst und auf bald, Deine Heike Mallad
Liebe Heike,
danke für deinen Kommentar und den tollen Tipp. Vallée de Mai bei Regen ist definitiv eine wunderbare Alternative.
Bis bald!
Alles Liebe,
Simone
Hallo Simone,
kannst du denn für Praslin noch weitere Ausflugsziele aufführen?
Wir sind gerade dabei den Urlaub etwas zu planen und ich suche mir immer gerne vorher schon raus, was man dann im Zielgebiet machen könnte. Für Praslin habe ich bis jetzt den Nationalpark und ein paar Strände.
Könnt ihr noch mehr empfehlen so als Experten? :)
Danke schon mal und ganz liebe Grüße
Erna
Hi Erna,
du könntest noch einen Bootsausflug machen, zum Beispiel nach Curieuse & Sister Island, Cousin oder Aride. Ansonsten würde ich die Zeit auf der Insel nutzen, um sie ausgiebig zu erkunden. :)
LG Simone