Von Matanzas geht’s nach Havanna. Gegen Mittag kommen wir – nach zwei Stunden Busfahrt mit dem Viazul – in Havanna an. Es regnet in Strömen. Beim Aussteigen aus dem Bus werden wir von einer riesen Horde Schlepper (den sog. Jineteros) belagert, die uns eine Casa Particular anbieten wollen. Wir versuchen uns zu befreien und tappen direkt in die erste Falle. Ein Rikscha-Fahrer möchte uns gerne zur Casa Particular fahren. Wir machen den Fehler und verhandeln den Preis vorher nicht, so möchte er – für eine Fahr von 2 Minuten – 15 Euro haben. Wir diskutieren wild mit ihm beim Ausstieg und geben ihm schließlich 10. Das ist für einen Kubaner fast ein ganzes Monatsgehalt.
Uns ist bekannt, dass wir keine der angebotenen Casas von den Schleppern annehmen sollen. Die Schlepper verlangen von den Casa-Besitzern eine Kommison, die dann auf die Zimmerpreise aufgeschlagen wird. Daher unbedingt aufpassten, dass man nicht in eine Casa verfolgt wird. Sie erwecken dann bei den Hauseigentümern den Anschein, als sei man auf deren Veranlassung gekommen und zahlt dann den Aufschlag für die Vermittlung. Wir verlassen uns daher lieber auf unseren Reiseführer (Cuba, Michael Müller Verlag) und lassen uns von einer Rikscha zu einer selbst ausgewählten Casa Particular fahren. In Kuba muss jede Casa Particular am Haus mit einem blauen Anker gekennzeichnet werden. (“Arrendador Divisa” heißt die Bezeichnung). Daher sind die Unterkünfte dort schnell erkennbar. An fast jedem Haus findt man die Kennzeichnung.
Casa Particulars an jeder Ecke
Wir werden von einer lieben Kubanerin empfangen, die sich gerade die Haare färbt und uns sagt, dass sie ausgebucht ist. Sie ruft direkt Ihre Nichte an, die dann noch ein Zimmer für uns hat. So verbringen wir die nächsten drei Tage in Havanna. Havanna ist die Hauptstadt Kubas und hat ca. 2,1 Millionen Einwohner. Die Hauptstadt lässt sich leicht in einigen Worten wieder geben: Verwitterte Barockbauten, bunte Cadillacs, viel Musik, Rum, Salsa, neugierige Cubaner und Dieselgeruch. Es scheint als sei die Zeit hier stehengeblieben und der Verfall lässt sich kaum noch aufhalten.
Die Oldtimer waren einst Statussymbole des Kapitalismus. Heute sind sie kubanisches Kulturgut und genießen eine sehr sehr liebevolle Pflege der Besitzer. Bei der ersten Fahrt habe ich ein mulmiges Gefühl. Nicht nur, dass das alte Blech laut scheppert, sie unerträglich stinken und dunkelgraue Wolken aus den Auspuffrohren husten – auch im Inneren des Fahrgastraums ist nur noch das Nötigste. Von außen sind zum Teil auf Hochglanz poliert, aber im innen wird der Mangel an Ersatzteilen deutlich. Die Innenverkleidung fehlt meistens komplett und die Sitzpolster (falls vorhanden) haben große Löcher. Die ganze Stadt riecht nach Benzin und Abgasen der alten Schlitten. Für wenig Geld chauffieren die Fahrer Gäste durch die Gegend. Im besten Fall verraten Sie einem sogar die Geheimnisse der Stadt. Unser Taxifahrer Adolfo bringt uns nach drei Tagen von unserer Unterkunft zur Viazul-Bushaltestelle und erzählt uns auf dem Weg dahin mehr zur kubanischen Geschichte. Er zeigt uns die Wohnung von Fidel Castro. Adolfo spricht sehr gut Englisch und wir haben zum ersten Mal die Gelegenheit genauer nachzufragen. Er erzählt uns, dass die Kubaner mittlerweiler ausreisen können – sich den Flug für fast 1.000 Euro aber niemals leisten können. Im Durchschnitt verdient ein Cubaner 15 Euro pro Monat. Eine Ausreise also so unmöglich, wie ein geplanter Lottosieg. Gerne würde er mit uns tauschen um die Welt sehen, verrät er uns. Wir werden traurig. Als wir an der Bushaltestelle ankommen, hilft er uns beim Ticketkauf und wartet mit uns bis der Bus kommt. Der Abschied von Adolfo fällt uns schwer. Wir haben ihn nach der kurzen Zeit sehr ins Herz geschlossen. Er gibt uns seine Telefonnummer und falls wir nach Havanna zurückkommen, rufen wir ihn an – das haben wir ihm versprochen.
Mehr zu Havanna
Havanna oder auch Villa San Cristóbal de La Habana, ist die Hauptstadt Kubas und liegt an der nordwestlichen Küste Kubas. Mit rund 2,1 Mio. Einwohnern ist sie die größte Metropole der Karibik und gilt als eine der kulturreichsten Zentren der Welt.
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2 Kommentare
Hallo Simone,
dein Bericht ist wunderbar und wir holen uns grade Appetit für unsere anstehende Kuba-Reise in 3 Wochen. Könntest du mir vielleicht die Nummer von Adolfo senden bzw. hier posten? Ein Ansprechpartner vor Ort wäre bestimmt ganz praktisch.
Danke und viele Grüße
Florian
Hallo Simone!
Vielen Dank für deinen tollen Bericht! Die Nummer von Adolfo würde mich auch interessieren! Außerdem wollte ich fragen, welche Stadtteile du in Havanna zum übernachten empfehlen kannst? Wir fliegen im August und ich freue mich schon total!
Danke und liebe Grüße
Steffi