Kapitel 3
Unglaubliche Bergkulissen, raue Küsten, Pottwale, Seelöwen und vertrocknete Hügellandschaften mit (noch) nicht verhungerten Schafen: Der zweite Teil unseres Roadtrips führte uns auf die Südinsel Neuseelands.
Es war früh am Morgen und Zeit auf Wiedersehen zu sagen. Auf Wiedersehen Nordinsel. Irgendwie ein mulmiges Gefühl. Die vielen Erlebnisse und Abenteuer auf der Nordinsel noch nicht einmal verarbeitet, da ging es auch schon weiter. Weiter auf die Südinsel, denn uns saß die Zeit im Nacken. Genauer gesagt, verbleibende zwei einhalb Wochen.
So blickte ich auf dem Deck der Fähre nach Picton trübselig auf die Skyline von Wellington, die von Minute zu Minute immer kleiner wurde und irgendwann ganz verschwand. Ob ich sie jemals wieder sehe?, fragte ich mich. Aufheitern konnten mich die ersten Delphine, die neben der Fähre schwammen und durch die Wellen sprangen. „Hast du sie gesehen?“, fragte mich das kleine Mädchen neben mir. Ich grinste nur und wir beobachteten sie weiter. Direkt neben uns und nur einen Blick entfernt, waren wir die einzigen, die sie zu sehen schienen. Wir waren uns einig und ließen uns nichts anmerken.
So hatten wir sie ganz für uns alleine.
Die Meeresstraße zwischen Wellington und Picton heißt ‘Cook Strait’ und die Fahrt ist vielmehr als nur eine Überfahrt mit einer Fähre. Auf der dreistündigen Fahrt fiel es mir schwer mich hinzusetzen, viel zu schön war das, was sich um mich herum bot. Die Einfahrt in den atemberaubenden Marlborough Sounds mit seinen vielen Wasserwegen und Halbinseln war der Höhepunkt. Dieser gab mir einen Vorgeschmack auf den Milford Sound, der eines meiner Highlights der Südinsel werden würde.
Unser erstes Ziel war Kaikoura an der Ostküste. Das entsprach zwar nicht der geplanten Fahrtrichtung, hielt uns aber nicht davon ab, einen kurzen Abstecher zu einem meiner Wunschziele zu machen. Auf dem Weg dorthin musste ich mich erst einmal an die andere Landschaft gewöhnen. Das saftige Grün der Nordinsel wich hier einem kargen Braun. Die Hänge allesamt vertrocknet und zum Teil durch Feuer verbrannt. Geblieben sind die Schafe, die hier nach den letzten Grashalmen suchen.
Pottwale in Kaikoura
Kaikoura ist ein Mekka für Ozean- und Meerestier-Liebhaber. Der drei Kilometer tiefe Wassergraben sorgt für optimalen Nachschub an Plankton, wodurch viele Pott-, Buckel-, Killerwale und Delfine diese Gegend aufsuchen. Die Nacht verbrachten wir am Meer in völliger Einsamkeit in der Natur, bevor wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zum Whale Watching machten. Wir fuhren mit einem Katamaran aufs Meer hinaus. Die Wellen waren sanft, kamen aber in großen Schüben und verwandelten die Bootsfahrt in eine Höllentour für Seekranke. Ich zähle nie dazu, aber einige andere, die mit bleichen Gesichtern daher schauten und mein Mitleid ernteten. Die Wellen klatschten nur so vor die Scheiben und es dauerte ungefähr 20 Minuten bis wir weit genug von der Küste entfernt waren. Dann dir Durchsage des Kapitäns: “Ihr dürft jetzt auf’s Deck”, rief er. Das lies ich mir nicht zwei Mal sagen. Die Meeresoberfläche glich einer großen Spiegeloberfläche, schimmerte und glänzte im Sonnenlicht. Und dann diese Stille, es gab kein Ton, kein Laut – einfach nichts. Mit einem Hydrophon orteten sie die Wale. Nach einigem hin und her lotsen, war es dann endlich soweit und plötzlich tauchte ein riesiger Pottwal auf, an den wir bis auf 12 Meter an heranfuhren. Es sind 10 Minuten, wenige Minuten, die für die Beobachtung bleiben. 10 Minuten, in denen der Pottwal wie ein großer Baumstumpf an der Wasseroberfläche trieb und riesige Fontänen schnaufte. Es war ein unglaubliches Gefühl. Ein Tier, das mal eben größer war als unser Boot, zeigte mir mal wieder, wie klein wir und wie gewaltig die Natur ist. Zum Abschied winkte der Pottwal beim Abtauchen mit seiner Schwanzflosse. “3, 2, 1, bye bye”, rief der Kapitän, bevor der Pottwal wieder in den unendlichen Tiefen des Ozeans verschwand.
Goldene Schätze im Abel Tasman Nationalpark
Mit neuen Abenteuern und Erlebnissen beladen, fuhren wir weiter zum Abel Tasman Nationalpark. Die Erzählungen versprachen Traumstrände sowie tropisches Klima. Der Nationalpark liegt an der Nordspitze der Südinsel, wo sich eine Bucht mit goldenem Strand an die nächste reiht. Ein ausgeklügeltes Transportsystem bietet den Besuchern die Möglichkeit, den Park per Wassertaxi, Kajak oder zu Fuß zu erkunden. Oder eben eine Mischung aus allem, so wie wir es taten. Die Optionen reichen von 1-2-stündigen Wanderungen bis zu Ausflügen, die mehrere Tage dauerten. Wir entschieden uns für eine 4-stündige Kajakfahrt nach Anchorage und eine Wanderung zurück. Mit Seelöwen Kajak fahren steht hier auf dem Tagesprogramm, denn sie hängen fast an jedem Felsen ab.
Bis an die Spitze
Nach drei Nächten in Marahau am Abel Tasman Paradiespark fuhren wir weiter an die Spitze der Südinsel. Unser Ziel waren das Cape Farewell und der Wharariki Beach, welcher laut Erzählungen zu den schönsten Stränden Neuseelands zählen soll. Nach einer Autostunde von Takaka, führte eine Schotterstraße zu einem Parkplatz, von wo aus wir in 15 Minuten zum traumhaften Strand gelangten. Wind und Wellen haben eine spektakuläre Küstenlandschaft geschaffen. Steilküsten, Höhlen, Felsbrücken und durch Wind geschaffene Muster im Sand bilden eine Schönheit, die seines gleichen sucht. Die Nordspitze der Südinsel ist somit auf jeden Fall einen Abstecher wert.
Rau & unvergesslich, bitte
Unser Weg führte uns weiter Richtung Greymouth, von wo wir die Westküste entlang fuhren. Die Küstenstraße gilt als eine der schönsten weltweit und zeigt auch hier die Vielfältigkeit Neuseelands. Raue Küsten mit unberührten Stränden bildeten einen Wettkampf mit traumhaften Bergkulissen, Regenwälder und Gletschern. Ergebnis: Unendschieden. Nach einer Nacht in Panaraki, machten wir auf der Weiterfahrt einen Halt bei den Pancake Rocks. Die erodierten, wie aufgestapelte Pfannkuchen aussehenden Felsformationen zeigen einen Prozess, der vor 30 Millionen Jahren begann. Zwischen den Felsen befinden sich Löcher, die sogenannten Blowholes.
Den nächsten Abend und die Nacht waren hingegen eine Höllenqual, die wir mit einer Horde Sandflies verbrachten, die wir vergeblich zu bekämpfen versuchten. Die Idee, so wenig wie möglich aus dem Van auszusteigen, bescherte uns eine schweißtreibende Zeit während des neuseeländischen Hochsommers. Mit jedem Tür öffnen, bahnten sich unzählige ihren Weg ins Innere. Einmal gebissen, bescherten sie dem Auserwählten einen nicht zu stillenden Juckreiz, der sich sogar noch Wochen später bemerkbar machte.
Fortsetzung folgt…
- Kaikoura bietet ein breites Spektrum an spannenden Begegnungen mit Meerestieren, wie Walen, Delfinen, Albatrosse oder Seelöwen (z.B. hier www.whalewatch.co.nz für 125 NZD). Ich liebe diesen Ort! (Übernachtungs-Tipp am Strand einsam & mit traumhafter Kulisse: “Meat Works” siehe App “CamperMate”)
- Der Abel Tasman Nationalpark mit seinen traumhaften Stränden, Wanderwegen & der Natur, war eins meiner Highlights auf der Südinsel (Übernachtung in Maharau).
- Die Westküste gilt als eine der schönsten Küstenstraßen weltweit und hier ist der Weg das Ziel. Auf der Strecke liegen die Pancake Rocks , die zu einem kurzen Stopp einladen.
- Der Wharariki Beach ist mein Lieblingsstrand auf der Südinsel. Mit dem Van/Auto sehr gut vom Abel Tasman Nationalpark zu erreichen. (Letzter kostenloser Übernachtungsort & direkt am Meer ist der Platz “Puponga”, s. App CamperMate).
Inspirationen bei anderen Reisebloggern:
- Neuseeland – Pancake Rocks und Hokitika Gorge bei WE TRAVEL THE WORLD
- Ein Road Trip auf Neuseelands Südinsel bei TRAVEL ON TOAST
- Neuseeland: An der Westküste der Südinsel entlang bei Black Dots White Spots
Vielen Dank an Tourism New Zealand, die mich bei dieser Reise unterstützen. Meine Meinung bleibt natürlich meine eigene.
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6 Kommentare
Meine Güte, Pottwale? Unglaublich! Dafür würde ich auch bis ans Ende der Welt reisen! Hast du ein Glück gehabt! Sonnige Grüße, Jutta
Juchuuu. JAAA, ich hab sie gesehen und es war unglaublich. :))
Sonnige Grüße? Wo bist du denn? Hier ist alles grau.
LG
Simone
Oh wie wunderschön. Ich bin ja immer noch nicht aus Europa rausgekommen und es stehen noch so viele Reiseziele auf meiner Liste! Neuseeland steht auch ganz weit oben bisher *__* Das ist mal wieder ein wunderbarer Post hier!
Oh, danke liebe Maribel. Das freut mich sehr!
Und ja, Du musst unbedingt nach Neuseeland. Der Flug ist zwar sehr sehr lang, aber definitiv gut machbar. Du wirst es nicht bereuen.
Wow, ist das schön! Tolle Bilder. Es muß dort traumhaft sein. Das wäre ein Land, das mich auch noch sehr reizen würde. Vielleicht kann ich mir solch einen Traum eines Tages mal erfüllen. Würde gerne noch ganz viel sehen von der Welt :-)