Kapitel 1
Hallo Neuseeland. Ein Land voller Abenteuer. Bekannt für seine atemberaubende Landschaft, immergrünen Wälder, zerklüfteten Küsten, kilometerlangen Sandstrände und wunderschönen Gletscher. Die Tierwelt mit einer einzigartigen Vogelwelt, den Walen, Delfinen, Pinguinen, Robben – und nicht zu vergessen die Millionen von Schafe und Milchkühe. Die Vielfalt an Aktivitäten so grenzenlos, dass ich mir im Vorfeld kein Bild machen konnte. Meine Vorfreude war riesig.
Es würde eine Rundreise quer durch Neuseeland werden. Vier Mädels, ein Campervan und knapp über einen Monat Zeit. Die Route haben wir im Vorfeld grob festgelegt. Wir starteten auf der Nordinsel und los ging es von der Hauptstadt Auckland in Richtung Norden. Auckland ist die größte Stadt des Neuseelands und eine der dünnsten besiedelten Großstädte der Welt, denn es leben dort nur 1,5 Millionen Menschen. Den Campervan hatten wir zwar zwei Monate im Voraus gebucht, aber er war zu Beginn unserer Rundreise nicht direkt verfügbar und so hatten wir für die ersten drei Tage einen 8-Sitzer, mit dem wir die komplette Nordspitze (Northland) abfuhren und in dem wir auch zu viert schliefen. Da wir auf dem Rückweg sowieso an Auckland vorbeikamen, war es für uns in Ordnung den Van dann nochmal zu tauschen. Northland ragt von Auckland mehr als 300 km weit in den Norden und trennt dabei den Pazifik von der Tasmansee.
Am ersten Tag starteten wir in Auckland und fuhren in den Norden zur Richtung Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt Neuseelands. Noch Jetleg geplagt und vollkommen übermüdet, habe ich krampfhaft versucht meine Augen aufzuhalten – zu groß war einfach die Vorfreude und vor allem auch die Neugierde. Je weiter wir Richtung Norden fuhren, desto unglaubwürdiger war auch das, was meine Augen sahen. Ich war mir nicht sicher, ob ich träume und ich mich mitten in „The Hobbit“ befinde oder ob es die Realität war. Die Landschaft bestand aus hügeligen Ebenen, jede Menge Schafe, die Wiesen saftig und die Wälder in Grüntönen, wie ich sie noch nie gesehen haben. Alles leuchtete in intensiven Farben – als ob die Sättigung der Farben verdoppelt wurde. Einfach nicht in Worte zu fassen. Meine Augen fielen derweil öfter zu und ich konnte zwischen Traum und Realität kaum unterschieden – so genoss ich diese unglaubliche Aussicht am anderen Ende der Welt mit im Minutentakt zufallenden Augen. Irgendwo zwischen Traum und Realität, bis ich die nächste halbe Stunde in einen tiefen Schlaf fiel. Geweckt wurde ich von Worten wie „Boah”, Ist das schöööön“, „Wow“, „Ohhh“ und als ich meine Augen öffnete, konnte ich diesen immer weniger trauen. Alles sah einfach unbeschreiblich aus und je weiter wir in Richtung Norden fuhren, desto unglaubwürdiger und wunderschöner wurde die Landschaft.
Unser erster Halt auf dem Weg zum nördlichsten Punkt nach Cape Reinga war der Rarawa Beach – ein wunderschöner, langgezogener Sandstrand, an dem wir, abgesehen von einem Jeep der am Wasser hin und her fuhr und offensichtlich viel Spaß zu haben schien, tatsächlich die Einzigen waren. Es war sehr frisch, aber die Sonne strahlte. Der Wind peitschte uns um die Ohren und an schwimmen war hier nicht zu denken.
Wir fuhren weiter Richtung Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt Neuseelands. Die Straßen wurden schmaler und kurviger – die Landschaft hingegen immer schöner. Alles leuchtete in den intensivsten Grüntönen, die ich je gesehen habe. Nach einer weiteren Stunde Fahrtzeit, kamen wir gegen Abend und pünktlich zum Sonnenuntergang an unserem zweiten Stopp an; Cape Reinga. Dort am nördlichsten Punkt Neuseelands gibt es einen unglaublichen Ausblick auf den Zusammenfluss von Pazifik und die Tasmansee. welcher durch viele aufwühlende Strömungen im Meer zu sehen ist. Einen horizontweiten Panoramablick sowie eine Aussicht auf die umliegenden Buchten inklusive. Wir sind nicht zum Leuchtturm gelaufen, sondern sind vorher links auf den Hügel und genossen dort mit einer wahnsinnigen Aussicht und 180-Grad-Meerblick den Sonnenuntergang.
Gleichzeitig machten wir uns Gedanken, wo und wie wir die erste Nacht verbringen sollten. Vier Mädels in einem 8-Sitzer, bei dem man nur die Rückbänke umklappen kann, war für uns erst einmal eine Herausforderung, die wir so oder so für drei Nächte meistern mussten. Oben auf dem Parkplatz am traumhaften Cape Reinga jedenfalls nicht, denn große No-Camping-Schilder verbaten es uns. Auf Neuseeland ist das Wildcampen erlaubt, solange es nicht ausdrücklich durch Schilder untersagt wird. So fuhren wir ein kleines Stück zurück und fanden unweit entfernt einen kleinen Parkplatz – auf einem Hügel hoch oben in der Natur und bei absoluter Einsamkeit (Te Werahi Gate). Weit und breit war einfach nichts und es gab einen 360-Grad-Blick auf die wunderbare Natur und das Meer. Der Vorteil von Campen auf Naturplätzen ist die Nähe zur selbiger und die Möglichkeit an den wunderbarsten und einsamsten Orten zu übernachten – aber wir waren auch weit entfernt von öffentlichen Dingen, wie Toiletten und an richtiges Duschen war die nächsten Tage nicht zu denken. Wir klappten die Rückbänke zu einer in etwa ein Meter breiten und 1,50 Meter langen Liegefläche um, auf der wir uns später in den Schlaf quetschten. Die Nacht verbrachten wir in vollkommender Stille und unter einem beeindruckenden Sternenhimmel. Am anderen Ende der Welt, das wurde uns hier zum ersten Mal bewusst. Stockdunkel und kein Licht aus einem naheliegenden Ort bescherten uns in der Nacht den traumhaftesten Himmel, den man sich wünschen kann. Millionen von Sterne waren zum Greifen nah. Die Milchstraße wie sie im Buche steht. Weit und breit kein einziges Geräusch, bis auf den eigenen Atem. Keine vorbeifahrenden Autos. Einfach nichts. Nur wir. Im Hier und Jetzt. Es war unglaublich und so genossen wir die Aussicht aus der aufgeschobenen Van-Tür und blickten vor dem Schlafen gehen einfach nur hinauf auf dieses unglaubliche Naturschauspiel.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach einer kurzen Katzenwäsche, Zähneputzen mit dem Wasserkanister und einem kleinen Frühstück – bestehend aus weichem Toastbrot und Marmelade – weiter. Trotz der zuvor zwei fehlenden Nächte Schlaf und dem Jetlag durch die 12 Stunden Zeitverschiebung ging es mir überraschenderweise gut, sodass ich zum ersten Mal das Steuer übernahm. Anfangs wusste ich nicht, was ich schlimmer fand, auf der linken Seite zu fahren oder auf der falschen Seite im Auto zu sitzen. Ich gewöhnte mich überraschenderweise schnell daran.
Wir machten einen kurzen Stop bei den Giant Te Paki Sand Dunes. Mit knapp 50 Meter Höhe sind sie die höchsten des Landes und wir kamen uns vor, als seien wir mitten in der Wüste. Weit und breit nur Sand und Sand-Surfer.
Es ging an der Ostküste am Meer entlang Richtung Bay of Islands und unser erstes Ziel war Paihia, ein beliebter Ferienort der Nordinsel. Der Ort ist vor allem für seine Bootsausflüge beliebt und vor allem auch bei Hochseeanglern und Tauchern. Der Strand war unspektakulär und so fuhren wir nach einem kleinen Aufenthalt weiter die Küste entlang. Die Straßen wurden steiler und kurviger und es dauerte nicht lange bis wir unseren nächsten Platz zum Bleiben fanden; die Sandy Bay. Empfangen wurden wir von einer kleine Parkwiese direkt am Strand und jeder Menge Bullis mit aufgeschnallten Surfbrettern. Der Blick auf das Meer verriet, dass es ein beliebter Ort für Surfer ist. Es wimmelte nur so vor ihnen. Das unweit entfernte Toilettenhäuschen war für uns totaler Luxus. Hier konnten wir zumindest mal das Gesicht und die Füße unter fließendem Wasser waschen. Es war ein ruhiger Ort und wir blieben die Nacht. Geweckt wurde ich von Meeresrauschen und der neue Tag empfing mich um ca. 6.30 Uhr mit einem herrlichen Sonnenaufgang, den ich mir direkt am Meer anschaute.
Nach dem Frühstück fuhren wir die Küste weiter Richtung Whangarei. Wir stoppten an der Wahngaumu Bay und verbrachten einen Strandtag bis wir nachmittags – mit kurzem Halt bei den Whangarei Waterfalls – weiter nach Whangaparaoa fuhren – einer Halbinsel kurz vor Auckland. Hier benutzten wir nun zum ersten Mal unsere Camper-Mate-App mit der wir einen kostenlosen Platz zum Schlafen inklusive Toilette suchten, denn die Suche gestaltete sich hier vorab schwierig und nach zwei Tagen ohne Dusche, wollten wir uns zumindest mal wieder waschen. In der Nähe wurde uns der Parkplatz vom Yachthafen kurz vor der Gulf Harbour angezeigt, der all diese Bedingungen zu erfüllen schien. Wir verbrachten die zweite Nacht auf dem Parkplatz am Yachthafen mit einem Panoramablick auf die Skyline von Auckland. Einfach schön.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach einer intensiveren Wäsche im Toiletten-Waschbecken weiter nach Auckland, um unseren Wagen endlich gegen den ersehnten Campervan zu tauschen – mit dem wir dann weiter Richtung Coromandel fuhren…
Hard facts
Strecke: Von Auckland sind es knapp 350 km bis zur nördlichsten Spitze.
Cape Reinga: Der nördlichste Punkt Neuseelands und ein absolutes Must-Do für Northland. Am nördlichsten Punkt ist der Zusammenfluss von Pazifik und der Tasmansee durch aufwirbelnde Strömungen zu sehen.
Giant Sand Dunes: Ziemlich nördlich gelegene 50 Meter hohe Sanddünen und eignet sich für einen kurzen Stopp und einer kleinen sportlichen Betätigung.
Rawara Beach: Wunderschöner, langgezogener Sandstrand zum Entspannen; keine Menschenseele weit und breit.
Sandy Bay: Eignet sich hervorragend zum Übernachten, da der Wiesenparkplatz direkt am Strand liegt. Viele Surfer.
Camping
- 1. Nacht: Te Werahi Gate; wunderschöner, einsamer Platz auf einem Hügel mitten in der Natur. Sehr ruhig und es gibt wirklich kein einziges Geräusch, das nicht aus der Natur kommt. (Keine Toiletten, aber dafür umso mehr Sandflies)
- 2. Nacht: Sandy Bay; wunderschöner Platz zum Parken auf einer kleinen Wiese direkt am Meer. Viele Surfer, aber sehr ruhig (Toiletten vorhanden)
- 3. Nacht: Whangaparaoa Yachthafen; auf dem Parkplatz direkt am Meer ist es erlaubt eine Nacht zu campen. Der Platz ist unspektakulär, aber die Aussicht auf die gegenüberliegende Skyline von Auckland einmalig (Toiletten vorhanden).
- Spirtkosten: Der Wagen war vollgetankt und wir haben für insgesamt 200 Dollar nachgetankt.
Die Route für Northland
Diese Reise wurde von Tourism New Zealand unterstützt. Meine Meinung bleibt natürlich wie immer meine eigene.
10 Kommentare
Beeindruckende Fotos, die wohl bei jedem Betrachter Fernweh auslösen!
Oh jam, und Fernweh auslösen ist gewollt, damit ihr bald alle nach Neuseeland reist. :))
LG & alles Liebe,
Simone
Wow, sehr schöne Bilder und Erinnerungen. Neuseeland muss echt ein Traum sein. Leider konnte ich es bisher selber noch nicht bereisen, aber alles was ich bisher gesehen habe ist umwerfend.
Ich freue mich für dich, für diese tollen Eindrücke. Danke fürs Teilen mit uns.
Liebe Grüße,
Claudia
Hi Claudia,
es ist wirklich ein ganz wunderbares Fleckchen Erde und jeden Tag warten neue Abenteuer auf uns. Danke Dir! Das freut mich sehr und GERNE!
Liebste Grüße,
Simone
Wirklich ein toller Artikel! Ich liebe Neuseeland! Irgendwann geht es zurück in dieses wunderschöne Land! :)
Hallo liebe Corinna,
jaaa, es ist wirklich toll hier und es wird von Tag zu Tag schöner.
Oh so wunderbar. Lustigerweise habe ich es in 10 Monaten Neuseeland nie ins Northland geschafft. Aber mir wurde berichtet, dass am Leuchtturm ein Rostock-Sticker bappen soll!
Genießt die verbliebene Zeit in vollen Zügen!
Es war wirklich wunderschön dort. Vor allem am Cape Reinga.
Danke Dir!
Liebste Grüße!
Die Bilder der endlosen Weiten. Wie beeindruckend das ist. Ein super Beitrag! Ich freue mich auf mehr aus Neuseeland
Dankeschön, du Liebe.
Das Internet ist eher knapp hier und meistens haben wir kein Netz (vor allem in der Natur). Aber der nächste Beitrag steht in den Startlöchern. :))
LG