Von 1000 Meter hohen Felswänden, dutzenden Wasserfällen, Seelöwen, Delfinen und dem regenreichsten Gebiet der Erde.
Der Milford Sound ist ein Fjord im Südwesten der Südinsel Neuseelands und wohl eine der Attraktionen, die definitiv auf der „Was mache ich in Neuseeland“-Liste stehen sollte. Der 15 Kilometer lange Fjord entstand durch Gletscherbewegungen der Eiszeiten und zählt zum Weltnaturerbe der UNESCO. Er erstreckt sich 15 Kilometer von der Tasmansee ins Landesinnere und wird von bis zu 1.200 Metern hohen Felswänden umgeben. Rudyard Kipling, Autor des Dschungelbuchs, bezeichnete den Milford Sound einst als das achte Weltwunder.
Mehr Regen geht nicht.
Er zählt zu den regenreichsten Gebieten auf der ganzen Welt und so – wie sollte es auch anders sein – regnet es in Strömen, als wir auf der einzigen Straße Richtung Milford Sound fuhren. Die 120km lange Strecke gilt als eine der schönsten Bergstraßen der Welt. Die Straße wird links und rechts von riesigen Felswänden eingesäumt, aus denen bei jedem Regen unendlich viele temopräre Wasserfälle schießen. Schon nach wenigen Kilometern ändert sich die Landschaft in eine sagenhafte alpine Bergwelt.
Mit dem Auto durch Wolken fahren, das hätte ich mir nie erträumt. Genau das wird hier wahr, denn sie liegen vor dir auf der Straße. Es ist mitten am Tag und doch ist es dunkel und düster – hier im Milford Sound – alles wirkt realitätsfern. Nach einer gefühlten Ewigkeit, bei der wir oft anhielten, um das Naturschauspiel mit unseren Kameras festzuhalten, ging es dann durch den Homer Tunnel. Dieser wurde aus dem Fels geschlagen und eröffnete 1954 die Verbindung zwischen Milford Sound und Te Anau und Queenstown, denn vorher war das Fjordland nur per Boot oder über den 54 Kilometer langen Milford Track zu erreichen. Die Tunnelwände sind unverkleiderter Granit, überall fließt Wasser an den Seitenwänden und die Fahrt ist definitv ein Erlebnis – fördert aber auch ein wenig das Unwohlbehagen – denn der Tunnel ist eng, einspurig und sehr nass. Nach 1.270 Metern Tunnelfahrt erreichten wir endlich wieder Tageslicht. Der entgegenkommende Verkehr wird mit einem Ampelsystem aufgehalten, bis der letzte Fahrer aus dem Tunnel ist.
Wild campen gescheitert.
Wir fuhren noch etwas weiter und suchten uns dann, etwas versteckt am Straßenrand, ein Plätzchen zum Übernachten. Nachdem wir uns schlafen legten und noch Späße über diverse Horrorfilme machten, wurde unser Versuch des Wild Campings gegen 23 Uhr mitten im Schlaf von einem lauten Klopfen an der Scheibe unterbrochen. Ich schreckte auf und saß in Sekundenschnelle senkrecht im Bett, als ich vor dem Fenster einen alten Mann im Scheinwerferlicht seines Bullis sah. Die anderen schliefen noch und das erste was ich zu meiner Freundin sagte war “Da steht ein alter Mann vor dem Fenster.” Ich schaute raus und las “Department of Conversation” auf dem Wagen und wusste sofort Bescheid. Leider ist das Übernachten auf dem Weg zum Milford Sound hinter dem Tunnel verboten, was wir nicht wussten. So mussten wir nachts auf der gefühlt gruseligsten Straße Neuseelands bis zum Milford Sound fahren und dort den offiziellen Campingplatz (der Einzige in dieser Gegend) für knapp 25 Dollar pro Person nutzen. Unser Vorhaben, wenn möglich kein Geld für das Campen zu bezahlen, scheiterte hier somit kläglich.
Mit dem Boot auf dem Milford Sound…
Klingt gut?
Es ist der Wahnsinn!
Am nächsten Morgen hatten wir es so also nicht mehr weit, als wir zu unserer Bootsfahrt im Milford Sound aufbrachen. Es regnete in Strömen und ich freute mich, obwohl ich das bei Regen normalerweise nie tat. “Wenn es nicht regnet, dann erlebt ihr nicht den richten Milford Sound”, sagte mir ein Neuseeländer ein paar Tage zuvor. Und so hoffe ich nachts insgeheim, dass es dies auch am nächstem Tag tat.
Die wahre Schönheit des Milford Sounds lässt sich erst vom Wasser aus erfahren und so brachen wir um 10 Uhr morgens zu unserer 2-einhalbstündigen Bootsfahrt auf. Beeindruckend wird der Fjord von über 1000 Meter hohen Felswänden umschlossen, von denen dutzende, zum Teil zusätzlich durch den Regen erzeugte Wasserfälle ins Meer hinabstürzen. Der wohl markanteste Berg ist der 1694 hohe Mitre Peak, der von Bootsführern oft als höchste Klippe der Welt bezeichnet, weil er fast senkrecht bis zur Wasseroberfläche abfällt.
Es ging vorbei an vielen Robbenkolonien und im Meer sprangen Delfine aus dem Wasser. Wir fuhren bis auf das Tasmanische Meer, welches ziemlich unruhig war. “Wollt ihr Abenteuer?”, rief der Kapitän. “Dann geht vorne auf den Bug.” Das lies ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen. Gerade angekommen, fuhr er mit dem Vorderteil des Schiffes mitten unter einen Wasserfall. Es war ein unglaubliches Gefühl, denn große Wassermassen schossen vorne in das Boot und wir wurden klitschnass. Der Milford Sound ist Natur, Landschaft und Meer – alles in einem. Er ist wunderbar…
Die Natur und die Landschaft ist einfach unglaublich und nur schwer in Worte zu fassen. Es war definitiv ein Highlight meines Neuseeland-Aufenthalts.
Hard facts
- Anreise: Mit dem Auto oder Bus von verschiedenen Städten, z.B. Queenstown.
- Die Bootsfahrt entlang des Milford Sounds (ca. 28 km) dauert ca. 2 Stunden.
- Es gibt verschiedene Anbieter, z.B. Southern Discoveries.
- Verzichtet auf den ganzen Schnickschnack, wie Frühstück oder Mittagessen und was sonst alles angeboten wird. Bucht eine einfache Fahrt (z.B. Nature Cruise) in einem kleineren Boot. Hier zählt die Natur! Wer nicht die ganze Zeit auf dem Deck ist, ist selber schuld.
- Regenmäntel gibt es zum Ausleihen auf dem Boot. (Lohnt sich auch zum Drüberziehen über die Regenjacke)
- Der Milford Sound ist ein Touristenziel, aber das trübt das Erlebnis nicht. Vor allem nicht in kleinen Booten mit 20-25 Leuten und bei einer Fahrt am Morgen, ist noch (fast) nichts los.
- Kosten ca. 40-60 Euro
- Milford Sound Lodge: einziger Campingplatz (ca. 25 Dollar pro Person)
Vielen Dank an Tourism New Zealand und Southern Discoveries, die mir diese Fahrt ermöglicht haben. Meine Meinung bleibt natürlich meine eigene.
5 Kommentare
Wow! Wirklich toll.
Im Oktober starte ich auch nach Neuseeland und jetzt freue ich mich noch mehr darauf (wenn das überhaupt noch geht). Milford Sound steht in jedem Fall auch auf der Liste :)
Es war wirklich traumhaft. Milford Sound war auf jeden Fall eins meiner Highlights. Ich wünsche dir eine tolle Reise!
LG, Simone
es sieht wunderwunderschön aus und erinnert mich ein bisschen an meine bootstour in norwegen am lysefjord.
Ohhh, Norwegen. Da möchte ich auch unbedingt bald hin!
LG, Simone