Das bisher schönste Meererlebnis hatte ich auf der Südinsel in Neuseeland, genauer gesagt, an der Küste von Kaikoura, dem Zentrum für Walbeobachtung. Von einem wahr gewordenen Biologie-Unterricht und einzigartigen Geschöpfen, die uns die Mutter Natur geschenkt hat, den Pottwalen.
Als ich in das Gesicht einer unserer Mädels blickte, ahnte ich, das bleibt nicht lange drin. Sie war blass, kreidebleich und weißer als Schneewittchen. Sie umklammerte die Armstützen ihres Sitzes fest mit den Händen, sie litt und sie tat mir leid, dann rannte sie. “Wer schnell Seekrank wird, setzt sich am besten nach hinten”, sagte uns der Kapitän, als wir uns mit unserem Katamaran auf dem Weg zum Kaikoura Whale Watching aufmachten. Wir saßen ganz vorne. Das Meer war zwar spiegelglatt, aber es war dennoch keine kluge Entscheidung. Die sanften Wellen kamen in großen Schüben und ließen uns ordentlich schaukeln. “Auf den Horizont schauen, auf den Horizont schauen”, wiederholte er, was sehr schwer viel, denn den Horizont sahen wir nur zwischen den Auf- und Ab-Bewegungen. Ich liebe Boot fahren, schon immer und für mich kann es nicht genug schaukeln. Auch hatte ich noch nie Probleme auf See und bereits viele Seekranke erlebt, aber die gefüllten Spucktüten, die kann auch ich nicht sehen. In diesen Momenten bin ich wohl eine der miesesten Freundinnen, die man sich vorstellen kann.
Wir hatten ordentlich Speed drauf und mit der Geschwindigkeit unseres Bootes, stieg auch meine Vorfreude. Sie war riesig, denn schon gleich werde ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Wal sehen. Ziemlich sicher sogar, denn die Wal-Wahrscheinlichkeit liegt in Kaikoura bei 90%. Sie sind das ganze Jahr an der Küste zu sehen, zusammen mit Killerwalen, Seerobben, Haien und Delfinen. Es dauerte eine halbe Stunde, bis wir an Geschwindigkeit verloren, die Motoren ausschalteten und endlich an Deck durften. Das Meer war spiegelglatt, so glatt wie ich es zuvor noch nie gesehen habe.
Ein Mekka für Menschen, die das Meer lieben.
Die Küste an der kleinen Stadt Kaikoura ist der beste Ort für Walbeobachtung in Neuseeland, denn vor der Küste der kleinen Stadt ist ein tiefer Meeresgraben, der sog. Kaikoura Canyon, die größte Unterwasserschlucht auf der Südhalbkugel. Warme Ströme aus den Tropen stoßen hier mit nährstoffreichen kalten Strömen aus der Antarktis zusammen. Die Nährstoffe fließen in die Schlucht, vermischen sich untereinander. Es entsteht ein Auftrieb und eine Nahrungskette. Das Phytoplankton bietet winzigen Organismen wie Krill Nahrung, diese werden von Tintenfischen gefressen und diese wiederum von größeren Fischen, Albatrossen, Robben, Delfinen, Haien und Walen. Ein Ort also, den auch Pottwale lieben!
Das Meer ging unter unserem Boot 1,6 Kilometer in die Tiefe.
Die Motoren waren aus. Es gab kein Geräusch, nicht ein einziges. Es gab nur unseren Atem. Vor uns der weite Ozean, der endlos erscheinende Horizont und die spiegelglatte Meeresoberfläche. Wir warteten ungeduldig und hofften auf diesen einen Moment, auf den ich schon unseren ganzen Roadtrip wartete. Ein Mitarbeiter hielt ein langes Kabel mit einem Mikrofon ins Meer, er trug Kopfhörer und lauschte den Geräuschen in den Tiefen des Ozeans. Der Pottwal gilt als einer der lautesten Tiere der Welt, so wurden schon Lautstärken von 240 Dezibel gemessen, also zwei Mal so laut wie ein Presslufthammer oder vier Mal so laut wie Verkehrslärm. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf und ich blickte in enttäuschte Gesichter. Dann ertönten die Motoren wieder und wir fuhren weiter Richtung Horizont. Nach 20 Minuten hielten wir erneut an, die Motorgeräusche verstummten und sie hielten das Mikrofon erneut in die Tiefe. Innerlich hoffte ich, dass es nun endlich soweit sein würde, aber nein. Wir fuhren weiter und wiederholten diesen Vorgang sechs Mal und waren bereits eine Stunde unterwegs.
Dann plötzlich tauchte vor uns dieses gigantische Geschöpf auf.
Es schnaufte Wasserfontänen in die Luft, die höher als unser Boot waren. Ein Pottwal! Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Dieses Tier, mindestens so groß wie unser Boot, lies sich nur 20 Meter vor unserem Boot im Meer treiben. Wir hatten genau 12 Minuten, denn dann tauchen sie wieder ab und verschwinden 40-60 Minuten in den tiefen des Ozeans. Niemals zuvor konnte ich mir vorstellen, wie groß diese Meerestiere sind. Das war schon damals in der Schule so, als uns die Lehrerin Bilder zeigte, auf denen Wale und Menschen abgebildet waren. Jetzt, 15 Jahre später, hatte ich endlich ein Bild vor Augen. Ein Bild von diesen unglaublichen Geschöpfen, die uns die Erde geschenkt hat und ich konnte meine Augen nicht abwenden. Ich starrte förmlich auf dieses unglaubliche Wesen. Es war unglaublich und eines meiner schönsten Erlebnisse in Neuseeland. Es war mein schönstes Meererlebnis.
“Haltet euch bereit, gleich kommt der Höhepunkt.”
Dann hob sich der Wal aus dem Meer und schob seine gigantische Schwanzflosse in die Höhe. Es waren nur wenige Sekunden, bevor die Flosse ganz sanft in den tiefen des Ozeans verschwand. Spurlos. Dann war sie wieder da, diese Ruhe, diese Weite des Ozeans. Die Meeresoberfläche spiegelglatt, als wäre nichts geschehen. Keiner sagte etwas, bis die Motoren ertönten, dessen Geräusche mich aufweckten, mich aus meinen Gedanken holten und ich mich fragte: War es ein Traum oder habe ich das gerade wirklich erlebt? Wir machten uns auf den Rückweg, voll beladen mit Momenten. Diese Momente, von denen alle reden und die uns keiner mehr nehmen kann.
OCEANLOVE
Nützliche Informationen rund um das Kaikoura Whale Watching
- Whale Watch Kaikoura ist ein mehrfach ausgezeichnetes Naturtourismus-Unternehmen in Neuseeland. Die Anzahl der Passagiere wird bewusst klein gehalten, um ein ganz besonderes Walbeobachtungs-Erlebnis zu gewährleisten. Gleichzeitig achten sie auf Nachhaltigkeit. Von einem echten Maori geführt, achtet dieses Unternehmen darauf, die Menschen, das Land, die See und alle Lebewesen gleichmäßig zu umfassen und zu schützen.
- Juni und Juli ist die Zeit der Killerwale. Pottwale gibt es das ganze Jahr über.
- Seekrank? Wer gefährdet ist, sollte sich mit entsprechenden Medikamenten oder Tabletten versorgen.
- Kosten: $ 145 pro Person
- Warme Kleidung einpacken (Mütze, Regenjacke)
Über Pottwale
- Der Pottwal ist der größte Zahnwal und der viertgrößte aller großen Wale. Männliche Pottwale werden zwischen 15 und 20 Metern groß und können 40-60 Tonnen schwer werden. Weibchen sind 30-40% kleiner.
- Jeder Zahn kann bis zu 10 kg wiegen und bis zu 20 cm lang werden.
- Die Pottwale tauchen an der Küste von Kaikoura etwa 40-60 Minuten in Tiefen von bis über 1000 Meter. Sie können maximal zwei Stunden mehr als 3000 Meter tief tauchen.
- Sie können über 70 Jahre alt werden.
- Pottwale sind in allen Weltmeeren zu finden, normalerweise in Meeresgräben, die über 400 Meter tief sind. An der Küste Kaikouras können Sie das ganze Jahr über gesichtet werden. Der Kaikoura Canyon ist die Nahrungsquelle für männliche Pottwale. Weibliche Pottwale halten sich hingegen eher in wärmeren Gewässer in Tropennähe auf.
- Sie besitzen zwischen 30 und 40 Zentimeter Speck (Fett).
- Der Pottwal gilt als eines der lautesten Tiere auf der ganzen Welt. Er wurde mit 230 Dezibel gemessen. Er besitzt das größte Gehirn aller lebenden Tiere.
Mehr über meinen Roadtrip erfahren?
Einen Monat waren wir mit einem Campervan auf Neuseeland unterwegs. Hier gebe ich euch 18 Tipps für einen Neuseeland Roadtrip. Wir starteten von Auckland Richtung Northland. Fuhren weiter Richtung Süden, entdeckten Vulkane, Traumstrände und die Maorikultur auf der Nordinsel. Beim Tongariro Alpine Crossing gingen wir an unsere Grenzen. Von Queensland fuhren wir mit der Fähre auf die Südinsel, wo Berge und goldene Strände auf uns warteten und der atemberaubende Milford Sound.
Diese Tour ist in Kooperation mit Tourism New Zealand entstanden. Meine Meinung bleibt natürlich meine eigene.
8 Kommentare
wie toll! Das steht jetzt auf meiner Bucketlist ganz oben!
<3
Das ist wirklich ein Moment, den man immer in Erinnerung behält. Wir hatten das Glück einen Wal sehen zu dürfen in Island und es war einfach magisch. Nur den Moment auf Foto festzuhalten, ist ziemlich schwierig ;-) Tolle Fotos!
Hi Sabine, dankeschön! Ich liebe das Meer und Meerestiere einfach über alles, vor allem Wale. Das war eins meiner schönsten bisherigen Erlebnisse und ich hoffe, dass ich diese Momente noch ganz oft habe. Es gibt einfach so viel auf der Welt zu sehen und meine Sucht wird wohl nie enden. :))
Hi Simone!
Ich plane aktuell unsere Neuseeland-Tour und bin da auf deinen wirklich extrem hilfreichen Blog gestoßen, der mir schon viele Anregungen gegeben hat. Zum Whale-Watching hätte ich aber ein paar Fragen: Gab es eine “Geld-zurück-Garantie”? Sprich, dass ein Teil der Kosten zurückerstattet werden, sollte kein Wal gesichtet werden? Oder ist das einfach das Risiko, das man eingehen muss? Wie lange ging euer Ausflug? So lange, bis ein Wal gesichtet wurde, und dann ab zurück in den Hafen oder gabs eine feste Zeitvorgabe?
Liebe Grüße aus Nürnberg!
Hi Basti,
hmmm, ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, ob es eine Geld-Zurück-Garantie gab. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass man Wale sieht, da die Küste vor Kaikoura nur so vor Walen wimmelt. Wenn es also eine Chance gibt sie zu sehen, dann bei Kaikoura! Der Ausflug ging etwa einen halben Tag. Wir sind früh los, sind dann aufs Meer rausgefahren und dann hat es erst mal ca. zwei Stunden gedauert, bis wir einen gefunden haben. Als er dann abgetaucht ist, sind wir auch wieder zurück gefahren. Es hat sich wirklich gelohnt – einfach unbeschreiblich! :))
LG,
Simone
Hi Simone,
sehr schöner Artikel :) Ich habe auf meiner Weltreise vor allem in Australien sehr viele Wale gesehen. Es war ein unbeschreiblicher Moment, als zwei Wale unter unser Boot tauchten. Gänsehaut!
Liebe Grüße
Kristina
Ein sehr schöner Bericht. Wir haben auch schon auf Vancouver Island und in Alaska Whale Watching gemacht. Wir haben keinen Pottwal, dafür aber Buckelwale und Orcas und einen Grauwal gesehen und viele schöne Bilder gemacht. Wenn die Wale auftauchen, ist das immer wieder ein toller Moment und man hält kurz den Atem an.
Viele Grüße,
Andreas