Abenteuer, Anstrengung, Aussicht, Gänsehaut – für mich eine perfekte Kombi. Ehrlich gesagt, bin ich immer noch sprachlos. Die Wanderung zum Krater des aktiven Vulkans Piton de la Fournaise war wirklich eines unserer Highlights auf La Réunion. Allein unser Reiseführer führte 58 verschiedene Wanderungen auf – und das in verschiedenen Längen und Schwierigkeitsgraden. Wie soll man sich da bloß entscheiden? Eine Wanderung, die auf keinen Fall fehlen darf, ist definitiv diese hier.
Ein kurzer Überblick über den Piton de la Fournaise
Der Piton de la Fournaise (2.631 m) ist der letzte aktive Vulkan auf La Réunion und zählt zu den aktivsten der Welt. Er nimmt das komplette südöstliche Drittel der Insel ein und zählt seit 2010 zum UNESCO Weltnaturerbe. Im Schnitt gibt es alle neun Monate Eruptionen, die letzte große war 2007, als die Lava im Osten der Insel wieder das Meer erreicht und die Insel mal eben um die Größe eines Wohnviertels vergrößert hat. Die Eruptionen gelten jedoch als ungefährlich, da sich die Magma ruhig und schnell in einer vorhersehbaren Schneise entleert. Bereits Tage weiß das Observatoire Volcanique de la Réunion über die Aktivität und kann entsprechende Infos rausgeben. Dann heißt es bei den Einheimischen “Volcan i pet”, was so viel heißt wie “der Vulkan furzt” (kein Scherz).
Die Piton de la Fournaise Wanderung – Gipfelgefühle und eine Mondlandschaft
Wer auf den Piton de la Fournaise wandern möchte, macht das am besten früh. Sehr früh, denn ab 10 Uhr ziehen oft die ersten Wolken auf. Wir stellen uns den Wecker auf 5.30 Uhr. Mehr als eine Stunde benötigen wir für die Strecke mit dem Auto von unserer Unterkunft, dem Palm Hotel & Spa an der Grand Anse, über Le Tampon bis zum Pas de Bellecombe, dem Parkplatz und Startpunkt der Wanderung.
Die rund 25 km lange, kurvige Straße “Route du volcan” führt uns immer weiter nach oben und bietet bereits einen ersten beeindruckenden Blick auf die karge Vulkanlandschaft. Das letzte Stück führt über eine unbefestigte Lavapiste bis nach ganz oben.
Die Route du volcan führt zum Startpunkt der Wanderung (Foto Shutterstock)
Je weiter wir nach oben in den Vulkan fahren, desto kühler wird es und die Vegetation spärlicher. Oben angekommen, sind es noch 11 Grad. Mal eben 18 Grad Temperaturunterschied. Wir parken unser Auto und genießen erst einmal den Ausblick von der Plattform auf die Krater und die riesige Lavaebene. Dafür alleine lohnt sich schon die Anfahrt. Der Aussichtspunkt ist bei Eruptionen übrigens erreichbar und dann besonders bei Einheimischen beliebt, die sich hier oben dann angeblich mit Stühlen gemütlich machen. Natur-Doku live sozusagen.
Wir laufen rund 700 m (etwa 10 Minuten) nach links in östliche Richtung einen Schotterweg entlang, der zu einem Stahltor führt. Bei Eruptionen wird dieses geschlossen. Es folgt ein Abstieg von rund 100 Höhenmetern in Treppenstufen auf die Lavaebene (die muss man im Anschluss auch wieder hoch, am besten noch nicht dran denken). Unten angekommen, fühle ich mich wie in einer anderen Welt. Die Mondlandschaft, auch La Plaine des Sables genannt, ist wirklich beeindruckend, so karg und anders und irgendwie fremdartig.
Jetzt geht die eigentliche Wanderung los. Der Weg ist mit kleinen weißen Farbstrichen auf dem Boden gekennzeichnet. Diesen sollte man die ganze Zeit folgen, da das Wetter hier wirklich unberechenbar ist. Vor allem vor Neben wird viel gewarnt. Gleich nach dem Beginn treffen wir auf einen kleinen Nebenkrater namens Formica Leo.
Etwa 1,5 Kilometer verläuft die Markierung recht ebenerdig, bevor die Route beginnt anzusteigen. Scharfe Lavabrocken und Geröll erschweren zunehmend das Gehen. Wir kommen ins Schwitzen und es dauert nicht lange, bis die dünne Jacke im Rucksack landet. Wir laufen den Anstieg recht zügig hoch und kommen nach 1,5 Stunden am Hauptkrater an. Vor allem das letzte Stück hat es nochmal in sich. Der Aufstieg verläuft gegen den Uhrzeigersinn halb den Krater hoch und manchmal hat man das Gefühl der Weg mag gar nicht enden.
Glücklich, aber leicht erschöpft kommen wir oben an. Die Anstrengung hat sich gelohnt und das frühe Aufstehen auch, denn wir sind vor den ersten Wolken oben auf dem Gipfel des Vulkans.
Die Aussicht ist wirklich traumhaft: Auf der einen Seite der Blick auf den Horizont und das Meer und auf der anderen Seite der Krater. Es ist Nebensaison. Zeitgleich sind mit uns 15 bis 20 Menschen hier oben. Bei einer der Hauptattraktionen der Insel hätte ich auf jeden Fall mehr erwartet, liegt wohl aber auch am Reisemonat.
Nach einer kurzen Verschnaufpause machen wir uns wieder auf den Rückweg. Der Abstieg ist auf jeden Fall einfacher und macht total Spaß. Wir joggen die Strecke – mit Blick auf den Boden, denn vor den beweglichen Lavabrocken muss man sich in Acht nehmen. Es kommen uns immer noch Menschen entgegen, die Mehrzahl ist jedoch auf dem Rückweg, so wie wir.
Ich bin froh, dass wir diese Wanderung am frühen Morgen entschieden haben. Denn jetzt um 10 Uhr ziehen tatsächlich die ersten Wolken auf und verhindern die Sicht. Außerdem ist es wesentlich wärmer, da die Sonne schon recht weit oben steht.
Nach rund mehr als 90 Minuten stehen wir vor dem 100 Meter hohen Aufstieg in Treppenstufen. Davor hat es mir die ganze Zeit schon gegraut, denn das ist definitiv der anstrengendste Teil dieser Wanderung. Erschöpft von der langen Wanderung (auf den Schildern werden 2,45 Stunden pro Strecke angegeben) muss man jetzt nochmal alle Kräfte sammeln und die vielen Treppen nach oben gehen.
Auf dem Weg überholen wir viele andere Menschen und blicken in gequälte Gesichter. Auch uns nimmt das letzte Stück einiges ab. Nach rund 20 Minuten erreichen wir endlich das erlösende Stahltor. Wir sind oben angekommen.
Nützliche Informationen & Tipps für die Vulkanwanderung auf La Reunion
➥ Dauer: 5,5 Stunden (pro Strecke offiziell 2,45 Stunden)
➥ Strecke: 11,5 km
➥ Schwierigkeit: mittel
➥ Auf- und Abstieg: je 500 m
➥ Startpunkt: Pas de Bellecome (Parkplatz)
➥ Ziel: Rand des Cratere Dolomieu (größter und aktivster Krater des Piton de la Fournaise)
Wie komme ich hin?
Wir sind früh morgens mit dem Auto von unserem Hotel zum Pas de Bellecombe Parkplatz gefahren und von dort aus los gewandert.
Wie lange dauert die Wanderung?
Auf den Schildern ist die Wanderung mit 2,5 Stunden pro Strecke angegeben. So lange braucht man aber auf keinen Fall. Wir haben pro Strecke etwa 1,5 Stunden benötigt, sind aber auch recht zügig und ohne lange Pausen gelaufen.
Welche Voraussetzungen benötige ich?
Für die Vulkanwanderung auf den Piton de la Fournaise solltest auf jeden Fall eine gute Kondition und Trittsicherheit haben.
Welche Kleidung benötige ich für die Wanderung?
Wir waren Ende September auf La Réunion. An der Westküste war es mit rund 30 Grad recht heiß, in den Bergen mit 10 Grand sehr frisch. Durch die Anstrengung bei der Vulkanwanderung merkt man die Kälte kaum und viele laufen in kurzer Hose (ich hatte eine 3/4 Leggins an). Wir hatten einen Pullover und eine Regenjacke dabei, beides jedoch recht schnell ausgezogen. Einpacken sollte man sie aber trotzdem, da das Wetter hier oben unberechenbar ist und sehr schnell umschlagen kann (vor allem Nebel). Festes Schuhwerk ist ebenfalls unbedingt empfehlenswert, da die Lava sehr scharfkantig ist. Sonnenschutz, genug Wasser (mindestens zwei Liter) und Proviant gehören ebenfalls in den Rucksack.
Wann ist die beste Jahreszeit für die Vulkanwanderung?
Die Wanderung ist ganzjährig möglich. Die trockenste Zeit ist der Südwinter, also von Mai bis Oktober.
Kann ich dort oben übernachten?
Ja, das geht, ist aber bei dieser Wanderung nicht notwendig, es sei denn du machst eine Mehrtageswanderung oder möchtest dir morgens die Anfahrt zum Startpunkt ersparen. Die Unterkunft heißt Gite de Vulcan. Besonders toll muss die Nachtwanderung im Vulkan sein, die man von hier aus machen kann.
Welche Unterkunft bietet sich als Basis an?
Wer keine lange Anfahrt zum Vulkan haben möchte, bucht am besten eine Unterkunft in St. Pierre oder Le Tampon. Wir waren zwei Nächte im Palm Hotel & Spa an der Grand Anse, 20 km von St. Pierre entfernt und benötigten für die Hinfahrt etwa 1,5 Stunden. Die Entfernung war zwar nur 57 km, allerdings sind die Straßen recht kurvig und man kann nur sehr langsam fahren.
Außerdem kann ich dir folgende Unterkünfte für La Réunion empfehlen:
- Les Terrasses de Niagara
- La Villa de la Plage
- Hier findest du die schönsten Unterkünfte auf La Réunion
weitere Beiträge über La Réunion
- Mehr über den Vulkan lesen
- La Réunion Rundreise – in 8 Tagen & 1.200 km auf eigene Faust (Highlights, Stopps und Unterkünfte)
- 18 Reisetipps für Réunion – Tipps zur Planung, Wissenswertes & vieles mehr
Warst du schon mal auf La Réunion? Welche sind deine Highlights? Ich freue mich über deinen Kommentar unter diesem Blogbeitrag.
5 Kommentare
Die Wanderung haben wir auch gemacht, allerdings Anfang Juli und da waren es oben nur 4 Grad. Da wir schon etwas “älter” sind haben wir mit Pausen runf 6,5 Stunden gebraucht, das längste war der “Aufstieg” der letzten 100 Höhenmeter, den hätte ich gerne mir erspart.
Liebe Adelheid,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Das stimmt, die letzten 100 Höhenmeter waren sehr anstrengend, aber hat sich sehr gelohnt. Die Aussicht von da oben war gigantisch, fand ich.
Liebste Grüße,
Simone
Traumhaft schön! So klares Wetter!
Ich bereue tausendmal, daß wir es nicht gemacht haben.
Eure sportiliche Kondition haben wir nicht und ich fotografiere viel zu viel. Ich denke, wir hätten mit unserer Geschwindigkeit eher 6 Stunden gebraucht. :-)
Das ist der erste Bericht, den ich von der Tour lies und das Foto mit dem Blick direkt in den Vulkan rein ist einfach traumhaft.
Liebe Grüße
Andrea
Hallöli! Ich werde im April zum 3.mal nach Réunion reisen und habe im Hinterkopf, die Kraterwanderung zu machen. Ich bin Mitte 60 und körperlich fit. Mein Enkel ist dann fast 12 Jahre jung und sportlich. Meinst du, dass wir das schaffen können? Schafft man das wirklich an einem Tag? Auch wenn es neblig wird? Sind die Markierungen auch bei Regen und Nebel gut erkennbar?
Katastrophe, der Abstieg bei leichtem Nieselregen und entsprechenden Nebel (Wolken) hatte es schon in sich, nach wenigen Minuten waren die Hosen nass die Softschelljacken hielten auch nicht was sie versprachen. Auf dem Hinweg, den weißen Markierungen folgend noch mit guter Konstitution, nach 1,5 Std ein Schild zum Krater noch 2,5 Std. In die Irre geführt, statt abzubrechen und zurück zugehen dem Weg weiter gefolgt, durch den Nebel nicht zu sehen welches die richtige Richtung ist auch wenn gelegendlich Pfeile mit weißer farbe den Weg zurück markieren, ohne Erklärung, nicht zu verstehen, wird es immer steiler und schroffer. Ohne Aussicht im warsten Sinne des Wortes schließlich ca. 150 bis 200 Meter vor dem Kratergipfel abgebrochen und den Markierungen zurück gefolgt, dem Aufstieg und nach vier Stunden schließlich wieder am Kraterrand, angekommen. Total erschöpft und durchnest. Von den vielen Leuten die wir beim Einstieg gesehen hatten war im Krater auch irgend wie nichts mehr zu sehen. Es gab irgendwie aber nur den einen markierten Weg…. Wir waren eine Erfahrung reicher, und an der Grenze der Leistungsfähigkeit.