Meinen Heimatbesuch in Deutschland verbinde ich meistens mit einer kleinen Reise. Diesmal mit einer sehr guten Freundin, die schon immer mal in ein Biohotel nach Bayern im Oberallgäu, genauer gesagt in Oberstaufen wollte. Und da ich offen für (fast) alles war und wir beide Lust auf ein Wanderabenteuer hatten, stand die Entscheidung schnell fest. Auch wenn Ende Oktober nicht mehr die optimale Zeit für Wanderungen ist, haben wir uns davon nicht abhalten lassen. Im Übergang zwischen Herbst und Winter kann es nämlich schon mal ganz schön ungemütlich werden. Trotzdem freuten wir uns in den letzten Tagen über Traumwetter und hatten auf den Berggipfeln sogar den ersten Schnee.
Am Hochgrat wandern – eine 4-Gipfeltour in Oberstaufen zur Falkner Hütte
Wir übernachten im Biohotel Schratt in Steigis (dazu erzähle ich euch später mehr). Unser heutiges Ziel: eine Wanderung über vier Gipfel am Hochgrat, mit 1.834 m die höchste Erhebung im Westallgäu. Gleich nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf den Weg – ausgerüstet mit Wanderstöcken, die wir uns in der Unterkunft ausgeliehen haben, warmen Klamotten, Regenjacke und Wanderschuhen. Als erstes laufen wir von unserem Hotel zur Hochgratbahn. Für die Strecke benötigen wir eine Stunde. Der wunderschöne Waldweg führt vorbei an vielen Lerntafeln rund um die einheimischen Vogel-, Pilz-, Baum- und Pflanzenarten. Viel Zeit zum Lesen bleibt uns allerdings nicht, schließlich haben wir noch eine rund 19 km lange Strecke vor uns.
An der Hochgratbahn angekommen, fühle ich mich erst einmal ein paar Jahrzehnte zurück versetzt. Sie hat Baujahr 1972 und war damals das Nonplusultra. Heute sind die gelben Gondeln eine Rarität und gehören wohl eher in die Rubrik Oldtimer. Sie sind sehr leicht und das kann dann bei Wind ganz schön schaukeln. Die Talstation liegt am Fuße des Hochgrats, einem Berg der Nagelfluhkette. Fast 1000 Höhenmeter überwindet die Luftseilbahn und nach Ankunft sind wir an der Bergstation auf 1.706 m.
Oben angekommen machen wir einen kurzen Kaffeestopp im Bergrestaurant am Hochgrat, das sich direkt am Gondelausstieg befindet, und genießen die von hier aus bereits atemberaubende Aussicht. Direkt vor Kopf blicken wir auf Österreich und die Alpen, rechts die Schweiz und hinter uns liegt uns Deutschland vor Füßen. Hier lohnt sich bereits alleine die Fahrt nach oben mit der Hochgratbahn, auch wenn man gar nicht wandern möchte. Sie hat täglich von 8.30 bis 16.30 Uhr geöffnet (wetterabhängig). Leider kamen wir nicht in den Genuss der Vollmond- und Sonnenuntergangsfahrten – diese kann ich jedem nur ans Herz legen.
Erst mal zum Gipfelkreuz: Hochgrat 1.834 m
Wer schon mal oben an der Seilbahn ist und über Fitness und Trittsicherheit verfügt, sollte sich auf den Weg zum Gipfelkreuz machen. Der Aufstieg sind nur 126 m, dafür muss man aber auf jeden Fall schwindelfrei sein. Auf dem Weg sind uns ein paar Leute begegnet, die auf halber Strecke umgedreht sind. Der Aufstieg ist recht felsig, führt die ganze Zeit an einem Felshang entlang und ist teilweise durch Stahlseile gesichert. Wir benötigen 25 Minuten und lernen das erste Mal unsere Wanderstöcke zu schätzen. Der Weg ist nämlich nicht nur ganz schön krackselig, sondern zum Teil schon mit Schnee bedeckt, der zwar jetzt in der Sonne schmilzt, dafür das ganze aber zu einer etwas matschigen Angelegenheit macht – besonders beim Abstieg.
Das Wetter meint es heute wieder gut mit uns und belohnt uns mit einem traumhaften Panoramablick. Nach ein paar Gipfelkreuzfotos – die dürfen natürlich nicht fehlen – machen wir uns wieder auf den Weg zum Bergrestaurant, von wo aus wir unsere eigentliche Wanderung losgeht.
Unsere Ziele für heute sind die Gipfel Hochgrat (1.834 m), Seelekopf (1.663 m), Hohenfluhalpkopf (1.636 m), Eineguntkopf (1.638 m) sowie anschließend die Falkner Hütte für den wohlverdienten Pause mit Kaffee & Kuchen und dann die Hörmoos Hütte, von wo aus wir uns dann den Bus ins Tal gönnen.
Die Höhenunterschiede wirken auf den ersten Blick minimal. Das täuscht allerdings, weil es sich nur auf die Gipfel bezieht. Dazwischen folgt immer wieder ein Auf- und Abstieg. Wir starten unsere Hochgrat Wanderung am Bergrestaurant direkt an der Seilbahn Hochgrat. Mehrere Wegweiser zeigen verschiedene Möglichkeiten und uns den Weg über den Grat. Bis zum Berggasthof Falkenhütte sind es knapp 3 Stunden.
Der erste Gipfel ist der Seelekopf (1.663 m) und mit einem Holztor und bunten Gebetsfahnen gleich ein erster traumhaft schöner Fotostopp.
Der Weg beginnt steinig und das bleibt er auch die meiste Zeit. Zwischendurch führ er über verwurzelten Waldboden, schmale Pfade oder über Stufen aus Stahl, die teilweise in die Felsen gesetzt wurden. Einige Bereiche sind mit Stahlseilen gesichert. Hier oben über den Grat führt nur ein einziger Weg über die Gipfel, es gibt also nur ein vor und zurück, keine Abkürzung und auch keine Hütten. Dafür aber Natur pur. Und vor allem Ruhe, denn wir scheinen hier oben auf dem Grat die einzigen zu sein.
Die Wanderstöcke weiß ich immer mehr zu schätzen und möchte sie nach einer Weile gar nicht mehr missen. Und das obwohl ich Wanderstöcke immer doof fand, was im Nachhinein totaler Blödsinn war.
Immer wieder genießen wir die traumhafte Aussicht, besser gesagt den Panoramablick, der sich uns nach rechts zwischen den Felsen auf Süddeutschland und links auf die verschneiten Berggipfel von Österreich und der Schweiz bietet. Wir sehen sogar den Bodensee und Würzburg. Offiziell befinden wir uns in Deutschland, laufen aber ganz knapp an der österreichischen Grenze entlang.
Ohne Pausen passieren wir einen Gipfel nach dem anderen. Die Anstrengung merke ich kaum, auch wenn wir zwischendurch ins Schwitzen kommen. Mein Kopf ist frei. Das ist auch das, was ich am Wandern liebe. Denn bei keiner anderen Aktivität bekomme ich das so hin.
Gelegentlich sehen wir kleine Schilder der Nagelfluhwanderung an den Bäumen kleben. Für uns ein beruhigendes Gefühl und Zeichen, dass wir richtig sind. Obwohl man sich hier eigentlich nicht verlaufen kann. Der Trampelpfad ist kaum zu verfehlen und es gibt auch nur diesen einen Weg.
Endlich sehen wir den ersten Wegweiser: Noch zwei Stunden. Wir merken die Anstrengung kaum. Es ist eine gute, wechselnde Mischung und immer dann wenn es anstrengend ist, kommt ein erlösender Abstieg. Und der Ausblick entschädigt sowieso alles. Das muss ich zwischendurch immer mal wieder bewusst genießen, denn sonst richtet sich mein Blick auf den Weg, der manchmal gar nicht so einfach ist.
Nach einer weiteren Stunde folgt der nächste und dann schließlich der letzte Wegweiser. Noch 45 Minuten, dann sind wir an der Falkenhütte. Dort angekommen belohnen wir uns erst mal mit einem eiskalten Almdudler, leckeren Kaffee und Apfelkuchen. Wohl verdient. Müde und erschöpft ruhen wir uns erst mal eine Weile aus, bevor wir uns auf das letzte Stück zur Höörmos Hütte laufen. Dort befindet sich die Bushaltestelle. Für die Strecke über die Asphaltstraße benötigen wir nochmal um die 30 Minuten. Unten angekommen, haben wir nochmal Glück, denn der Bus, der nur jede Stunde fährt, kommt in 10 Minuten.
Erschöpft und müde, aber überglücklich sitzen wir dann im Bus, der uns runter ins Tal zur Unterkunft bringt.
Wandern am Hochgrat – Infos & Tipps
Der Hochgrat ist der höchste Berg in Oberstaufen. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich so eine vielseitige und traumhafte Wanderung für Deutschland nicht erwartet. Ich hatte tatsächlich immer das Gefühl ich sei in einem anderen Land – total komisch. Die Wanderung am Hochgrat möchte ich jedem Wanderfans ans Herz legen. Die Umgebung ist wirklich traumhaft und der Blick von den Gipfeln auf Deutschland wirklich einzigartig.
Ich stufe die Wanderung als mittelschwer ein. Schwindelfrei sollte man definitiv sein. Wanderstöcke sind empfehlenswert – sie haben uns die Tour sehr vereinfacht. Oben vom Hochgrat gibt es mehrere Möglichkeiten für Wanderungen, u.a. kann man auch ins Tal laufen oder in die andere Richtung, also über den Hochgratgipfel über die Nagelfluhkette. Wir hätten liebend gerne noch in einer Hütte oben übernachtet. Leider waren die meisten bereits geschlossen. Besonders empfohlen wurde uns die Staufner Hütte.
Übernachten in Oberstaufen
Berghüs Schratt
Das vegetarische und familiengeführte Biohotel Schratt im kleinen Ort Steigis in Oberstaufen hat unsere Erwartungen nicht enttäuscht. Hier ist echtes Herzblut dabei und das schon über mehrere Generationen. Jedes Mitglied hat eine eigene aktive Rolle im Hotel.
Besonders hervorheben möchte ich die Küche. Gekocht wird ausschließlich vegetarisch und alles bio natürlich und die Produkte kommen vorrangig aus der Umgebung. Wer möchte hat als Alternative vegane oder basische Gerichte zur Auswahl. Das Abendessen besteht immer aus vier Gängen – ein Salat, der (was ich übrigens super finde) schon auf dem Tisch steht, wenn man den Raum betritt, gefolgt von einer Suppe (wir hatten zum Beispiel Rote-Linsen- oder Brokkolisuppe), einem Hauptgang und natürlich einem Dessert. Das Essen war so ausgesprochen lecker, dass wir uns am Abend immer schon auf den nächsten Tag freuten.
Da war aber natürlich auch das Frühstück, das ich mir genau so für Zuhause wünsche. Dann würde es zumindest immer mit der gesunden Ernährung klappen. Eine große Auswahl an Samen (Hanf, Chia usw.), Kernen, Körner (auch gekeimte Varianten), verschiedene Vollkornmüsli, selbst gemachte Brotaufstriche, Käse, Brote, Säfte und 25 (!) verschiedene Teesorten, die individuell zusammen gemischt werden. Getoppt wurde das Ganze mit Brottüten, in denen wir uns unsere Wanderbrote schmieren und mitnehmen konnten.
Haubers Alpenresort **** Superior
Am Ende der Reise durften wir das Haubers Alpenresort (Gutshof) inklusive einer Spa-Behandlung testen und das war genau das Richtige nach der Hochgratwanderung. Ehrlich gesagt waren wir vom Essen bei der Familie Schratt ziemlich verwöhnt und haben unsere Erwartungen vor der Ankunft im Resort erst mal nach ganz unten gesetzt. Wir konnten ja nicht ahnen, was uns im Alpenresort erwartet und ehrlich gesagt bin ich immer noch hin und weg. Das super schöne und nachhaltige Hotel liegt mitten an einem Natursee. Wir hatten das Bergheu-Themenzimmer mit Blick auf die Berge und den See.
Eines der Highlights ist das Spa-Haus, eine Wellness-Oase auf höchstem Niveau in super gemütlicher Atmosphäre. Zur Auswahl stehen Sauna, Dampfkabine, Wärmestube und Infrarotkabine und eine anschließende Abkühlung im See. Ein beheizter Außenpool steht ebenfalls zur Verfügung – natürlich mit Bergpanoramablick. Besonders fasziniert hat mich der Ruheraum mit Heubetten. Das Heu stellt das Resort übrigens einmal pro Jahr selbst her und zwar auf den umliegenden Bergwiesen. Bei der Spa-Behandlung entschieden wir uns für eine Kräuterstempelmassage. Mit einem Stempelkissen, das mit heißer Luft beheizt wird, wurde das vorher ausgewählte Kräuteröl in die Haut einmassiert.
Das Essen war ebenfalls lecker. Morgens gab es ein umfangreiches Buffet allem was man für das morgendliche Wohlbefinden benötigt. Im Sommer wird das Frühstück einmal wöchentlich draußen oben auf dem Schwalbennest in 950 m serviert. Die Anreise erfolgt zu Fuß über den hoteleigenen Klimapfad oder auf dem Heuwagen. Das hätte ich gerne erlebt! Allen in allem ein wunderbares Resort, das jeden Cent wert ist – wirklich toll.
Warst du schon mal auf dem Hochgrat? Wie gefällt dir diese Wanderung? Ich freue mich über jeden Kommentar – gerne auch mit weiteren Wandertipps!
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HINWEIS: Wir wurden eine Nacht in das Haubers Alpenresort eingeladen – vielen Dank für den schönen Aufenthalt. Die Links in diesen Beitrag sind Affiliate-Links. Wenn du etwas über einen der Links buchst, dann erhalte ich eine kleine Provision. Für dich ändert sich der Preis dadurch nicht.
2 Kommentare
Ich wandere auch total gerne! Meistens geht es dann für mich in ein Hotel im Ausseerland. Dort gibt es nämlich viele verschiedene Touren, sodass man immer wieder eine andere ausprobieren kann. Die Landschaft ist dort außerdem atemberaubend.
Wir lieben auch den Hochgrat, vor allem im Winter. Auf den ungespurten weiss bedeckten Hängen wandern wir meist mit Schneeschuhen nach oben und zurück geht es dann mit den Rodeln. Es ist unberührte Natur und für Schifahrer ungeeignet, deshalb lieben wir den Hochgrat