Manchmal muss man gar nicht weit weg fahren. Manchmal lohnt sich ein Blick ins eigene Land. Die Liebe zu Deutschland kam bei mir erst später. Früher fand ich es langweilig und wollte meine kostbare freie Zeit nicht mit dem eigenen Heimatland “verschwenden”. Ich wollte in die Ferne. Immer. Je weiter weg, desto besser. Und unter 10 Flugstunden kam mir nichts in den Sinn. Heute lebe ich in der Ferne. Ganz weit weg von Deutschland. Und plötzlich hab ich dieses Verlangen Deutschland zu entdecken.
Vor kurzem ging es dafür nach Bayern ins Allgäu und es war traumhaft schön. Es ist eben ein anderes “traumhaft” als ich hier auf den Seychellen habe, aber auf eine andere Art genauso schön.
In diesem Beitrag zeige ich euch die schönsten Ausflüge im Allgäu.
6 schöne Ausflüge im Allgäu
Schloss Neuschwanstein
Mit dem Schloss Neuschwanstein habe ich mir einen langen Traum erfüllt. Schon immer wollte ich hin, nie hat es gepasst, aber jetzt war es endlich soweit. Als wir in unserer Unterkunft in Oberstaufen-Steigis ankamen, hatten wir die ersten zwei Tage nicht viel Glück mit dem Wetter. Für uns Anlass genug, die etwa 1,5-stündige Fahrt nach Schwangau aufzunehmen. Und siehe da, als wir uns dem Schloss näherten, hörte auch der Regen auf.
Wir hatten uns von Anfang gegen eine Besichtigung des Schlosses von innen entschieden. Tickets hätten wir vermutlich sowieso nicht mehr bekommen. Wir stellten unser Auto unten im Ort ab und liefen etwa 35 Minuten den Abhang hoch, bis wir das Schloss erreichten. Als Alternative gab es Pferdekutschen, aber die Tiere taten mir schon beim Hinsehen leid. Teilweise schon nass vom Schwitzen, müssen die Pferde zu zweit um die 10 Leute im Wagen nach oben kutschieren.
Der Ort Schwangau ist sehr touristisch und komplett auf das Schloss ausgelegt. Auf einem großen Parkplatz reiht sich ein Reisebus an den nächsten. Auf dem Weg nach oben fallen uns die vielen Japaner auf, die immer mehr werden. Oben am Schloss Neuschwanstein angekommen, machten wir uns direkt auf den Weg zur Marienbrücke. Von da soll man den schönsten Blick auf das Schloss haben. Und tatsächlich: Nach weiteren 20 Minuten kommen wir an der Brücke an und wir finden noch ein freies Plätzchen für Fotos.
Aus dieser Perspektive war das Schloss wirklich märchenhaft, so wie ich es mir vorgestellt habe, auch wenn die vielen Menschen meine Freude etwas trübten. Aber was soll man auch bei einer der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland und dem berühmtesten Schloss der Welt erwarten? Für uns hat sich der Besuch so oder so gelohnt! Auch wenn es in die Kategorie “einmal gesehen und abgehakt” gehört, würde ich es im Winter trotzdem nochmal gerne sehen.
Auf dem Rückweg biegen wir gleich zu Beginn links ab und laufen über die Rodelstrecke runter zum Alpsee und zum Parkplatz. Hier sind wir fast alleine und können die Natur und die wunderschöne Kulisse genießen. Den Alpsee kann man umwandern und sieht das Schloss dann aus verschiedenen Perspektiven.
Insgesamt waren wir rund zwei Stunden am Schloss Neuschwanstein. Wer Zeit hat und zu einer wanderfreundlicheren Jahreszeit kommt als wir (wir waren Ende Oktober dort), findet rund um das Schloss schöne Wanderwege. Bei uns waren diese leider aufgrund des schlechten Wetters gesperrt. Übrigens: Direkt am Schloss Neuschwanstein befindet sich noch das Schloss Hohenschwangau, welches wir jedoch nur aus der Ferne gesichtet haben.
Breitachklamm
Die Breitachklamm ist ein Naturdenkmal und die tiefste Felsenschlucht Mitteleuropas. Sie zählt zu den schönsten Geotopen Bayern und liegt zwischen dem Kleinwalsertal und Oberstdorf. Ein Besuch lohnt sich bei jeder Jahreszeit – auch bei Regen, so wie bei uns – und sie ist ein tolles Ausflugsziel im Allgäu für die ganze Familie.
Als wir dort ankamen regnete es in Strömen. Ausgerüstet mit Regenjacke und Regenschirm ließen wir uns davon jedoch nicht abschrecken. Der Weg durch die Klamm ist gesichert, führt teilweise durch Felsen oder an Abhängen vorbei, und endet an der oberen Kasse, von wo es dann auf einem Rundwanderweg durch den Wald weiter geht.
Wir entschieden uns für den Breitachklamm Rundwanderweg mit folgenden Etappen: Parkplatz, Gasthaus Breitachklamm, Kasse Tal-Breitachklamm, Kasse Berg, Zwingsteg, Alpe Dornach und schließlich wieder der Parkplatz . Für die leichte Strecke von etwas mehr als 4,5 km benötigen wir um die 2-2,5 Stunden. Durch den vielen Regen waren wir etwas langsamer als normal. Immer wieder beeindrucken uns die gewaltigen Wassermassen. Besonders der Blick vom Zwingsteg auf die Klamm ist einmalig.
In der Alpe Dornach machten wir am Ende noch eine Heiße-Schoki-Pause und genossen die traumhafte Aussicht auf die Alpen und den ersten Schnee auf den Gipfeln.
Der Eintritt in die Breitachklamm kostet 4 Euro pro Person. Da wir von unserer Unterkunft die Oberstaufen Plus Card kostenlos bekamen, zahlten wir einen Euro weniger. Sie ist ganzjährig geöffnet und wirklich bei jedem Wetter ein Erlebnis. Auch bei Regen, auch wenn man dann ganz schön nass wird, aber dann schießt besonders viel Wasser durch die Klamm.
Oberstaufen
Unsere beiden Unterkünfte, das Biohotel Schratt (4 Nächte) und das Haubers Alpenresort (1 Nacht), lagen in Oberstaufen im Allgäu. Ob Skifahren im Winter oder Wandern im Sommer, Oberstaufen zählt zu den beliebtesten Urlaubsregionen in Bayern. In dem kleinen, entspannten Ort leben rund 7.700 Menschen. Nicht mehr als 2 Stunden benötigen wir, um ihn zu erkunden. Die Geschäfte sind klein und urig. Besonders empfehlenswert ist das Buchcafé gleich hinter den beiden Apotheken, wo es nicht nur tolle Bücher, sondern auch leckeren Kaffee und vegane Suppen und Kuchen gibt. Auch wenn ich nicht vegan lebe, mag ich diese Speisen trotzdem manchmal ganz gerne.
Mich hat in Oberstaufen besonders das Angebot an den vielen Aktivitäten und die Nähe zu den Bergen fasziniert. Der Ort ist klein und sehr idyllisch. Man befindet sich in Deutschland, es fühlt sich aber irgendwie gar nicht so an.
Die vier Bergbahnen Hochgrat, Imgrat, Hündle und Mittag bringen Besucher nach oben auf die Gipfel. Von dort hat man nicht nur einen wunderschönen Panoramablick auf die Alpen und die Schweiz, sondern auch auf Deutschland – und kann teilweise sogar bis nach Würzburg und den Bodensee schauen. Neben vielen Hütten warten auch unglaublich viel Wander- und Erlebnispfade – für groß und klein, für alt und jung und natürlich in jeder Schwierigkeitsklasse.
Hochgrat
Der Hochgrat ist sozusagen der Hausberg in Oberstaufen und mit 1.834 m die höchste Erhebung im Westallgäu. Er befindet sich im Naturpark “Nagelfluhkette”, der auf der Grenze zwischen Deutschland und Österreich liegt. Die Hochbergbahn bringt dich in 15 Minuten nach ganz oben. Alleine die Fahrt ist ein Erlebnis, da die Gondeln aus dem Jahr 1972 stammen. Oben wartet neben einem Restaurant ein unvergesslicher Panoramablick. Von der Terrasse hat man einen freien Blick auf Süddeutschland auf der einen und Österreich und die Schweiz auf der anderen Seite. Man muss also nicht unbedingt wandern, sondern kann auch einfach für einen Kaffee hochfahren und die Aussicht genießen.
Zum Gipfelkreuz sind es vom Restaurant aus 25 Minuten. Für den Aufstieg sollte man unbedingt trittfest und schwindelfrei sein. Wir entschieden uns für eine ascnhließende Wanderung über den Grad bis zur Falkenhütte und dann weiter zur Hoormös. Für die Strecke, die ich als mittelschwer einstufe und die teilweise mit Stahlseilen und Trittstufen gesichert ist, benötigten wir 3 Stunden. Lest hier mehr über unsere Wanderung auf dem Hochgrat.
Imbergbahn
Die Imbergbahn in Oberstaufen-Steibis ist eine der vier Bergbahnen in der Umgebung. Sie lag direkt an unserer Unterkunft und bringt uns hoch zur Bergstation und gleichzeitig zum Starpunkt zahlreicher Wanderungen. Von dort aus hat man auch einen super schönen Blick auf die Nagelfluhkette mit den vielen Gipfeln. Für Fotos ist übrigens der Nachmittag besser geeignet, da die Gipfel am Morgen im Schatten liegen.
Nach einem kurzen Kaffeestopp im Imberghaus laufen wir den Alperlebnispfad entlang bis zum Aussichtspunkt Kojenstein. Diese Wanderung war unsere erste in Oberstaufen und wir waren von dem Blick total begeistert. Wo kann man schließlich sonst von hoch oben auf Süddeutschland herabblicken und sogar den Bodensee sehen? Der Alperlebnispfad ist eigentlich für Kinder gedacht, die hier an vielen Stationen etwas lernen oder selber ausprobieren können. Manchmal stehen am Wegesrand Fragen auf einer Holztafel mit einer verdeckten Antwort oder es gibt die Möglichkeit verschiedene Dinge auszuprobieren, zum Beispiel einen Baumstamm zersägen oder klettern.
Unser Ausgangspunkt war die Imbergbahn, dann sind wir über den Alperlebnispfad zur Glutschwanden Hütte, weiter zur Moosalpe und dann zum Aussichtspunkt und Gipfelkreuz Kojenstein. Der Blick vom Gipfelkreuz aus ist wirklich einmalig. Zurück sind wir dann über den Grad gewandert, vorbei am Steinernen Tor und weiter zur Hütte Vorderer Fluh. Eine Pause legten wir an der Alpe Hohenegg ein, die ich wirklich sehr empfehlen kann. Der Kaiserschmarren war ein Traum und die Sicht von der Terrasse erst.
Von dort aus liefen wir dann weiter zur Talstation der Imbergbahn. Für diese rund 17 km lange Wanderung benötigten wir insgesamt um 5,5 Stunden. Eine Pause legten wir lediglich am Aussichtspunkt Kojenstein und an der Alpe Hohennegg ein.
Erlebnisbad Aquaria
Was macht man bei Regen in den Bergen? So wie bei uns in den ersten Tagen? Genau. Sauna! Vor allem, wenn ein Erlebnisbad sozusagen direkt vor der Haustür liegt und wir mit unserer Oberstaufen Card Plus, die wir von unserer Unterkunft umsonst bekamen, sogar freien Eintritt hatten. Wir nutzten vor allem die beiden Outdoor-Saunen mit wunderschönem Blick auf die Berge. Der Nachmittag in der Sauna war es eine schöne Abwechslung und vollkommende Entspannung.
Wie findest du meine Tipps für Oberstaufen? Hast du schon mal einen der Ausflüge im Allgäu gemacht?