Kapitel 2
Hallo Nordinsel. Sie bildet den Einwohnerschwerpunkt und wird durch die 35 km breite Cookstraße von der Südinsel getrennt. Auf ihr befinden sich die größte Stadt Auckland und die Hauptstadt Wellington. Im Inneren der Nordinsel befinden sich viele (aktive) Vulkane, natürliche Geysire, heiße Quellen, unberührte Strände, herrliche Küsten und vieles mehr. Die Maori Kultur ist in vielen Gegenden allgegenwärtig.
Nach vier Tagen Northland und vier Mädels im 8-Sitzer (inklusive Übernachtung), tauschten wir diesen in Auckland endlich gegen den ersehnten Campervan. Unser erstes Ziel war die Halbinsel Coromandel Penisula.
Coromandel Penisula
Diese liegt unweit von Auckland auf einer dünn besiedelten Halbinsel in größtenteils subtropischen Regenwald und ist 85 km lang und 40 km breit. Wir steuerten als erstes den Ort Whitianga an, welcher in 350 km Entfernung lag. Nach einer längeren Fahrt auf dem Highway, wurden die Strecke immer schöner und atemberaubender – die Straßen schmaler, hügeliger und kurviger. Die Landschaft zeigte sich von der allerschönsten Seite und dennoch war sie hier anders. Links und rechts große Regenwälder. Die Farben so intensiv wie nach einem Spiel am Farbregler. Alles saftig grün. Die Bäume und Tannen riesengroß. Hin und wieder hatten wir einen Ausblick auf das Meer mit einer großartigen Küstenlandschaft, welches hin und wieder hinter den üppigen Regenwäldern verschwand. Ich genoss die Fahrt am Steuer und das Roadtrip-Feeling kam jetzt – bei strahlendem Sonnenschein, der passenden Musik und dem Campervan – erst so richtig auf.
Der Ort Whitianga ist laut Reiseführer bekannt für ausgedehnte Badestrände und das sehr milde Klima. Die Straße verlief direkt neben dem kilometerlangen dunklen Sandstrand namens Mercury Bay, an dem wir einen Parkplatz mit Meerblick fanden. Certified Self Containend Fahrzeuge durften hier eine Nacht bleiben, aber diese Zertifizierung hatten wir mit dem Campervan nun endlich. Wir parkten unseren Van und verbrachten den restlichen Tag am Strand. Die Stranddusche im Holz-Toiletten-Häuschen erfreute sich bei uns allen großer Beliebtheit und so konnten wir nach drei Tagen Katzenwäsche und Haare waschen im Toiletten-Waschbecken, endlich ausgiebig (kalt) duschen. Nach den wenigen Tagen sind es mittlerweile die kleinen, zuhause selbstverständlichen Dinge, die wir zu schätzen lernten. Duschen war selten möglich und auch fließendes Wasser im Campervan war begrenzt. Da die Schlafmöglichkeiten für uns soweit es geht kostenlos sein sollten, wollten wir so wenig wie möglich einen kostenpflichtigen Campingplatz ansteuern, um den Wassertank aufzufüllen oder zu duschen. Die Stromkreise für Kühlschrank, Herd, Stereo und Licht luden sich bei jeder Fahrt im Campervan automatisch auf und solange wir alle zwei Tage weiterfuhren, mussten wir auch nicht an selbige zum Aufladen. Duschen gab es hin und wieder an den Stränden und wenn nicht, zeigte uns die Camper Mate App wo es eine öffentliche Dusche gab.
Camping mit Ausblick
Dieser wunderbare Platz am Meer war für uns ein Glücksgriff. Wir schoben die Van-Tür auf und hatten einen freien Blick auf das offene Meer. Nach der erst kurzen Zeit unseres Roadtrips haben wir bereits eins gemerkt; es sind die kostenlosen Plätze, die an den atemberaubendsten Stellen mitten in der Natur oder direkt am Meer liegen.
Am nächsten Morgen fuhren wir weiter Richtung Hot Water Beach, welcher sich ebenfalls auf der Coromandel Halbinsel und sich in unmittelbarer Nähe befand. Der Strand trägt den Namen aufgrund des Austrittes von Thermalwassers an einem kleinen Abschnitt. Etwa 2 km unter der Erdoberfläche befinden sich 170 Grad heiße Gesteinsschichten, die Reste vulkanischer Zeit vor etwa 5 bis 9 Millionen Jahren sind. Der Bereich an dem das Wasser austritt, ist nur 1 bis zwei Stunden während der Ebbe nicht vom Wasser bedeckt. Dann können mit Schaufeln Löcher gebuddelt werden, um sich anschließend im 63 Grad heißen Wasser zu entspannen. Mehrere Menschen suhlten und wälzten sich in ihrem gebuddeltem Loch. Mir war das Wasser leider viel zu heiß und ich fragte mich, wie sie es in dem über 60 Grad heißem Wasser aushielten. Viel lieber genoss ich den wunderschönen angrenzenden und einsamen Strandabschnitt, neben den mit vielen Menschen belagerten Quellen.
… und auf der anderen Seite keine Menschenseele.
… außer ein paar Surfern.
Nach einem kleinen Aufenthalt und anschließendem Frühstück am Van, ging es dann auf der Coromandel Penisula weiter nach Whangamata. Ein verschlafener Ort, welcher an drei Seiten vom Wasser eingezäumt wird und sich hervorragend zum Abhängen am Strand eignet. Es gibt viele Surferläden und wunderschöne Cafés, wie z.B. das Six Forty Six mit leckeren Shakes und Smoothies. Die angrenzende kilometerlange Ocean Bay ist ein weißer Sandstrand, der sich durch Dünen vom Ort abgrenzt. Wir verbrachten den Tag am Strand und beobachteten die vielen Surfer beim Surfen.
So schön der Tag auch war, so weniger schön war der Abend. Als wir unseren Van umparken wollten, sprang dieser nicht mehr an. Wir bekamen einen Schreck, aber dann kam recht schnell ein älterer Neuseeländer zur Hilfe. Er hatte eine Farm im Landesinneren und machte Urlaub in Whangamata. Schnell wurde klar, dass es sich um die Batterie handelte, denn wir luden während jeder Fahrt sämtliche elektronischen Geräte, was unserer Batterie wohl den Rest gab. Er bat uns an die Batterie auszubauen und sie über Nacht bei einem Nachbarn zu laden. Gesagt, getan. So baute er im Handumdrehen selbige aus, schob den Van mit uns in seine Hauseinfahrt und wir verbrachten die Nacht dort.
Weiter gen Süden.
Am nächsten Morgen war es an der Zeit die Küste zu verlassen, denn wir wollten durch das Landesinnere vorbei am Lake Taupo und ein paar Zwischenstopps weiter nach Wellington, um dort die Fähre Richtung Südinsel zu nehmen. Das war aber noch in weiter Ferne. Erst einmal machten wir einen Abstecher nach Matamata zum Hobbiton Movie Set, wo die Szenen für die „Herr der Ringe“-Triologie und „Der Hobbit“ gedreht wurden. Zwar wurden die Filmsets nach den Dreharbeiten für „Herr der Ringe“ größtenteils abgebaut – nach dem Dreh für „The Hobbit“ im Jahr 2011 blieb hingegen alles stehen. Das Filmset ist eine private Schafsfarm, welche nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden kann. Der Bus fuhr uns und unseren Tourguide Sarah durch die Kuh- und Schafwiesen zum Set. Spaziert werden kann über einen Hügel mit 42 Hobbit-Häusern. Sarah war völlig enthusiastisch und erzählte uns viele Anekdoten. „Seht ihr den Baum da drüben“? „Das ist der Money Maker.“, rief sie. Mir war er bis dato gar nicht aufgefallen, aber bei näherem Hinsehen war er gewaltig. Ohne diesen großen Baum in der Mitte des Sets, wäre es dort niemals entstanden, denn dieser war ausschlaggebend für Peter Jackson, als er aus einem Helikopter Ausschau nach dem perfekten Ort für seine Fantasie suchte, sagte sie.
Der zweite Stopp für diesen Tag war das Thermalgebiet Orakei Korako, indem wir eine kleine Wanderung machten. Nach einer kurzen Bootsfahrt über den Waikato River, ging es zu Fuß einen ca. 1-2 stündigen Wanderweg entlang; vorbei an Geysiren, Sinterterassen, heißen Quellen, brodelnden Wasserbecken und schmatzenden Schlammlöchern. Das Areal ist weniger touristisch als andere, dadurch weniger besucht und auf jeden Fall einen Abstecher wert.
Anschließend fuhren wir weiter Richtung Lake Taupo, dem mit 619 km2 größten neuseeländischen See, wo wir die nächsten zwei Nächte verbrachten. Wir fanden an der Ferry Road (in der Nähe des Hafens) einen netten Platz mit Seeblick zum Parken, an dem wir als Self Contained Fahrzeug zwei Nächte bleiben durften. Den See fand ich als Ozeanliebende eher unspektakulär (was vermutlich auch an der dicken Wolkendecke lag), obwohl es dennoch wunderschön war. Der Lake Taupo Ort ist ein Eldorado für Abenteurer, denn von Skydiving, Rafting und Bungeejumping bis Segeln, Wanderungen und Helikopter fliegen, ist alles möglich. Der Ort selber lädt sehr zum Verweilen ein; es gibt zahlreiche nette Geschäfte und viele Restaurants, Cafés und Bars.
Nach der zweiten Nacht am Lake Taupo fuhren wir am frühen Morgen zu einer unserer größten Herausforderungen dieser Reise: das Tongariro Alpine Crossing. Die Tageswanderung zählt zu den schönsten Wanderrouten Neuseelands und ist weltweit unter den Top 10. In etwa 8 Stunden und 19,4 km, ging es bis auf 2.200 Höhenmetern über erstarrte Lavaflüsse, durch Kraterboden, vorbei an wunderschönen smaragdgrünen Seen und wir passierten am Ende noch aktive Vulkanzone. Auf diesem Weg kamen wir dann auch am Schicksalsberg vorbei und sahen die Landschaft von Mordor aus Herr der Ringe. Anfangs ging es erst einmal 4 bis 5 Kilometer auf einem Steg ebenerdig geradeaus. Die Strecke wurde zunehmend anstrengender, steiler – und die Aussicht immer unglaublicher. Die Hänge wechselten zwischen Treppen und steilen Wegen, die zum Teil mit Drahtseilen zum Festhalten gesichert waren, bis wir dann an steilen Bereichen hochkletterten. Neben uns tief abfallende Krater und eine wahnsinnige Aussicht.
… und ein langer Weg zurück.
Am frühen Nachmittag ging es dann weiter Richtung Wellington, Neuseelands Hauptstadt, von der wir bis dato nur Positives gehört haben und in der wir drei Nächte bleiben wollten. Es waren noch knapp 350 km und ein noch zu langer Weg, um vor der Dunkelheit einen Schlafplatz gefunden zu haben. Wir suchten uns mit der App Camper Mate einen Schlafplatz am Meer auf halber Strecke. Der Himatanga Beach schien uns dafür perfekt und wir steuerten einen Campingplatz an, damit wir zum einen mal wieder vernünftig duschen und vor allem auch die Stromkreise unseres Campers inklusive unserer elektrischen Geräte aufladen konnten. Gerade angekommen, schauten wir den Sonnenuntergang an dem wundervollen Himatanga Beach, ein lang gezogener Sandstrand, der mal wieder ein Glücksgriff war.
Den nächsten Tag verbrachten wir am Strand, bevor wir uns dann langsam auf den Weg nach Wellington machten…
Hard facts
Coromandel: Halbinsel mit wunderschönen Stränden (z.B. in Whitianga und Whangamata) und kleinen Orten. Die Strecke bis dorthin ist ein Traum für jeden Roadtrip.
Hobbiton Movie Set: Es gibt tägliche Touren durch das Hobbiton-Filmset von “The Hobbit” und die “Herr der Ringe”-Trilogie. Für Hobbit-Fans ein Muss. Mehr Infos.
Lake Taupo: Neuseelands größter See lädt zum Verweilen ein und lockt mit vielen Aktivitäten und Abenteuern.
Tongrario Alpine Crossing: Einer der besten Wanderwege Neuseelands und unter den Top 10 weltweit. Die Strecke ist mittelschwer, 19,4 km lang und kann an einem Tag gelaufen werden. Es ist kein Rundlauf, daher ist die Buchung eines Shuttles notwendig. (Schwierigkeit der Strecke: Mittel) Mehr Infos.
Camping
- Nacht 4: Whitianga (Coromandel Penisula). Kostenloser Parkplatz direkt am Strand für Self Containend Fahrzeuge (max. 2 Nächte). Ein Holzhaus mit Dusche und Toilette vorhanden.
- Nacht 5: Coromandel, Whangamata: Hauseinfahrt von unserem Batteriewechsler.
- Nacht 6 + 7: Ferry Road Camping-Parkplatz am Lake Taupo. Sehr zentral am See und kostenloses Übernachten für Self Contained Fahrzeuge (max. für zwei Nächte). Superloo in der Nähe (Eintritt: 0,50€) mit Toiletten und Duschen (2 Euro für warmes Duschen; kaltes Duschen ohne Aufpreis)
- Nacht 8: Himatangi Beach Holiday Park (22$ pro Person; inkl. Stellplatz und Stromanschluss für den Van). Viele ältere einheimische Dauercamper, aber sonst sehr schön und direkt am Strand.
Die Route
Diese Reise wurde von Tourism New Zealand unterstützt. Meine Meinung bleibt natürlich wie immer meine eigene.
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8 Kommentare
Hey Simone,
da werden Erinnerungen wach. War letztes Jahr auch in Neuseeland.
Tongariro fand ich auch richtig klasse, obwohl es bei mir kalt, stürmisch, nebelig und regnerisch war. Aber gerade die Strapazen haben es so interessant gemacht. Beim nächsten mal möchte ich aber mehr die Landschaft genießen können :).
Viel Spaß noch.
Beste Grüße
Daniel
Hey Daniel,
ja das Wetter macht viel aus. Wir hatten am Tongariro am Anfang ein paar Wolken und dann perfektes Wetter mit nur Sonne. Ich glaube wir haben echt Glück mit dem Wetter und erleben den absoluten Hochsommer hier. Ich möchte auf jeden Fall auch nochmal wieder kommen. Ein Monat ist einfach zu kurz. :)
Liebste Grüße,
Simone
Neben den wunderbaren Landschaften finde ich die kleinen Hobbithäuser wirklich großartig. Unglaublich heimelig und ein Must-have für unseren Neuseeland-Roadtrip! Hach, in solchen Häuschen einmal zu übernachten. Das wäre noch besser :-)
Sieht traumhaft und auch so gemütlich aus. Leider ist Neuseeland momentan noch ein weiser Fleck auf meiner Landkarte. Aber dieser Artikel bestärkt mich einmal hinzugehen. :-)
Jaaa, das musst du unbedingt bald nachholen.
Und nimm Zeit mit: ein Monat war definitiv zu wenig.
Hallo Simone,
danke für deine vielen inspirierenden Beiträge!
Kann man den Tongario Alpine Crossing wirklich in Sneakern laufen? Ich versuche gerade meine Packliste für Neuseeland zu entwerfen und würde die schwerden Wanderschuhe gern daheim lassen….
Hi Fiona,
danke für dein Feedback und deinen Kommentar. Also, wir sind das alle damals in Shucks gelaufen, allerdings würde ich heute definitiv zumindest feste Turnschuhe oder gar leichte Wanderschuhe anziehen. Man kann einfach schnell umknicken bei dem ganzen Geröll und im schlimmsten Fall versaut man sich damit die Reise. Ich wandere bei “normalen” Wanderungen immer in Turnschuhen, so wie auch bei der Vulkanwanderung auf La Réunion letztens erst. Ich bin allerdings auch sehr trittfest und schaue immer genau, wo ich meinen Fuß hinsetze.
Liebe Grüße,
Simone
Hallo Simone,
danke für deine vielen inspirierenden Beiträge!
Aber sag mal: Kann man den Tongario Alpine Crossing wirklich in Sneakern laufen? Ich versuche gerade meine Packliste für Neuseeland zu organisieren und würde sehr gerne auf die schweren Wanderschuhe verzichten :)