Von der Hauptstadt der Abenteuer, dem regenreichsten Gebiet der Erde, Seelöwen vor den Füßen und einer Stadt, die nie wieder die alte sein wird.
Unser Roadtrip an der Westküste der Südinsel Neuseelands neigte sich langsam dem Ende zu und in Haast hieß es Abschied sagen. Abschied Küste, denn nun standen Wanaka und Queenstown im Landesinneren auf dem Programm. Eine Wahl hatten wir hier nicht, denn wir hatten den südlichsten Punkt der Straße erreicht und diese führte nun weiter ins Landesinnere.
Bei der Weiterfahrt ins Innere der Südinsel, veränderte sich die Landschaft schlagartig. Eingesäumt von einer traumhaften 360 Grad Bergkulisse, gab es mit riesigen Regenwäldern und reißenden Flüssen einen wahren Augenschmaus. Die Bergspitzen der Gletscher hatten auch jetzt im Hochsommer noch eine weiße Schneespitze, die in der Sonne glitzerte und mir eine Vorahnung gab, wie einzigartig es wohl im Winter sein muss. Im Winter, wenn die Berge mit Schnee bedeckt sind und sich die Orte in ein Mekka Wintersportler verwandeln. Beim Skifahren oder Snowboarden auf das Meer und den weiten Horizont schauen zu können, muss unbeschreibliches Gefühl sein.
Einige Stunden fuhren wir mit dieser Aussicht, bis der Lake Wanaka unsere Fahrt begleitete. Mit ihm der Wunsch, alle paar Meter anhalten zu wollen, denn zu schön war die Landschaft und die Berge, die aus dem Wasser heraus eine wunderschöne Kulisse bildeten. Der Wanaka See ist der viert größte Binnensee Neuseelands. Der gleichnamige Ort bietet eine gute Mischung aus allem: Natur, Abenteuer, Entspannung am See, Sport und gute Restaurants. Als wir ankamen, war es früher Mittag. Wir parkten unseren Campervan und suchten einen Platz auf der Wiese am Ufer. Den restlichen Tag verbrachten wir hier, entspannten und kühlten uns zwischendurch im kristallklaren See ab.
Springen, fliegen, schwingen oder rasen?
Hallo Queenstown.
Am Nachmittag fuhren wir weiter und unser nächster Halt war Queenstown: Die Hauptstadt der Abenteuer, in der alles möglich ist. Von Fallschirmspringen, Bungeespringen, Jetbootfahren bis Raften, die Auswahl ist unendlich groß. In der Stadt angekommen, fühlte ich mich innerlich verpflichtet eines dieser Dinge zu tun. Ich machte jedoch keins von dem. Vielmehr hatte ich einen anderen Wunsch, der mir schon seit Beginn der Reise in meinen Fingern juckte. Ich wollte mein zweites Tattoo, ein Maori-Tattoo. Wenn nicht hier, wo dann. Nirgendwo anders würde ich mir dieses Tattoo stechen lassen und der Gedanke von einem Maori-Künstler tattowiert zu werden, reizte mich sehr. Die Tage verbrachten wir am See mit Bergblick und ließen uns durch die traumhafte Kulisse faszinieren. Das Adrenalin war in dieser Stadt rund um die Uhr spürbar. Der Himmel meistens überseht von Fallschirmen und in der Ferne Schreie, die irgendwo aus dem Nirgendwo tönen. In Queenstown gab es auch die Möglichkeit echte Kiwis im Kiwi Birdlife Park zu sehen. Sie sind nachtaktiv und nur noch sehr rar, daher ist es einige der wenigen Möglichkeiten die scheuen Tiere zu sehen. In Queenstown blieben wir die nächsten drei Nächte.
- Kiwi Birdlife Park (Kiwis & Co)
- Campen: Queenstown Lakeview (es gibt keine kostenlosen Stellflächen, daher eine der wenigen Plätze innerhalb des Ortes)
Milford Sound, Du bist so wunderbar.
Zu Beginn unserer Reise einigten wir uns auf “Wir wünschen uns jetzt jeder zwei Themen”, um jeden von uns vier Mädels glücklich zu machen. Einer meiner Wünsche war dieser: der Milford Sound (die ganze Geschichte gibt es hier) im Süden der Nordinsel. Auf eines meiner persönlichen Highlights freute ich mich schon die ganze Zeit und konnte es kaum erwarten, endlich dort zu sein.
Es ist kaum nicht in Worte zu fassen und die wahre Schönheit dieses Ortes lässt sich nur erahnen. Es ist das regenreichste Gebiet der Erde, in dem es pro Jahr fast sieben Meter regnet, genauer gesagt, fast so viel wie ein Haus hoch ist. 1000 Meter hohe Felswände, die aus dem Fjord senkrecht in die Luft ragen und aus denen bei jedem Regen tausende temporäre Wasserfälle schießen. Wolken, die auf der Wasseroberfläche liegen.”Wenn es nicht regnet, dann erlebt ihr nicht den wahren Milford Sound”, sagte mir vorher ein älterer Herr und glücklicherweise tat es dies an jenem Tag, an dem ich zu der unvergesslichen Bootsfahrt aufbrach. Drei Stunden fuhr ich durch den strömenden Regen, dick eingepackt mit drei Lagen Regenjacken, durch diese atemberaubende Natur. Es war eins meiner Neuseeland-Highlights.
- Bootstour ist Pflicht, z.B. mit Southern Discoveries (ca. 80 NZD)
- Campen (einzige Möglichkeit; Wildcampen verboten): Milford Sound Lodge (ca. 25 NZD Person/Nacht)
Dunedin und die Otago-Halbinsel
Nach der wilden Natur lag Dunedin auf unserer Route. Die Fahrt vom Milford Sound dauerte einen ganzen Tag. Neuseelands viert größte Stadt bot uns eine Mischung aus studentischem Flair, Kultur, vielen Cafés und Bars. Die Stadt eignet sich für einen Halt auf dem Weg wohin auch immer und das sollte man auch definitiv tun. Mich faszinierte der anliegende Strand namens St. Claire Beach, an dem ich ein Tag verbrachte. Die meisten Besucher kommen aber wegen der einzigartigen Möglichkeiten, seltene Tiere auf der nahegelegenen Otago-Halbinsel zu beobachten, wie zum Beispiel Seelöwen und Pinguine. Auch wir machten Halt auf der Halbinsel und besuchten die Sandfly Bay, die ihren Namen nicht durch das Aufkommen selbiger, beißenden Nervensägen hat. Es sind vielmehr die Pinguine und die Seelöwen, die den Charme dieser Bucht ausmachen und vor allem der fliegende Sand.
Penguin-place
Das nächste Ziel war Oamaru. Die idyllische Kleinstadt lockt durch viele Kolonien von Zwerg- und Gelbaugenpinguinen, die in und um die Stadt leben. Sie kehren am späten Nachmittag und am Abend von ihrer Fischerei im Meer zurück. Vor allem bei Einbruch der Dunkelheit können sie dabei beobachtet werden, wie sie aus dem Meer watscheln. Richtig bemerkbar machte sich das Ereignis durch eine Horde Menschen, die nähe des kleinen Hafens auf dem Boden saß und eine kleine Straße für die Pinguine frei ließen. Es hatte etwas von Freilichttheater und fühlte sich genau so an. Etwas schockiert war ich erst recht, als sie ihre Kameras mit zum Teil Blitzlicht zückten, so hatte ich vorher gelesen, dass sie dadurch erblinden können.
Wer die Pinguine richtig beobachten und dabei noch etwas Gutes tun möchte, sollte dies lieber in der sogenannten The Oamaru Blue Penguin Colony tun. Eine vor Besuchern geschützte Bucht, in der die Pinguine von einer entfernten Tribüne aus beobachten werden können, wie sie aus dem Meer in die geschützte Anlage laufen. Dieses Projekt ist vor allem ein Schutz der Tiere vor neugierigen Touristen. Die Eintrittsgelder werden in den Schutz der Tiere investiert. Zunächst wirkt die Pinguin-Anlage sehr touristisch; neben einem Besucherzentrum, gibt es auch Tribünen und VIP-Plätze. Die Pinguine kommen jedoch ganz sicher, denn sie haben ihre Nester in dieser natürlich angelegten Anlage, in der sie die Nächte verbringen. Morgens verschwinden sie dann wieder durch die Löcher in den Zäunen, um für ihren Nachwuchs auf Fischfang zu gehen. Die Tiere können hier gut beobachtet werden und auch nur das, denn Kameras sind verboten.
In Oamaru gibt es noch andere Meeresbewohner im Überfluss: die Seelöwen. Und hier kommt es durchaus vor, dass sie vor einem auf den Gehwegen liegen.
Drei Jahre nach dem verheerenden Erdbeben. Christchurch im Aufbau.
Sie wird nie wieder die alte sein. Die Stadt Christchurch wurde 2011 durch ein Erdbeben fast vollständig zerstört. Über 180 Menschen wurden dabei getötet, mehre Tausend verletzt. Die einst friedvolle und liebenswerte Stadt der Südinsel mit hohem Freizeitangebot und Kultur wird seitdem in mühseliger Kleinarbeit wieder aufgebaut. Bei meinem Besuch in der Stadt bin ich schockiert vom Ausmaß der Naturkatastrophe, das noch heute spürbar ist. Viele Ruinen, die noch nicht beseitigt sind, große triste Flächen ohne Leben, die abgezäumt sind und all die wertvolle Architektur wie Kathedralen, die zur Hälfte eingestürzt sind. „Extrem danger“ warnen Schilder in den meisten Hauseinfahrten.
Der Wille ist ungebrochen die Stadt wieder aufzubauen. Die 2011 eingeweihte Fußgängerzone Re:Start ist einer von vielen Schritten, die Stadt wieder lebenswert zu machen. In vielen bunten Schiffscontainern, die zum Teil aufeinander gestapelt sind, gibt es alles was das Herz begehrt. Neben vielen Läden, vor allem auch ein großes Angebot an Cafés und Essensmöglichkeiten. “Bleibt dort keine Nacht. Das lohnt sich nicht“, das sagten die meisten, als ich von unserem nächsten Stopp erzählte. Jetzt weiß ich, dem kann ich nicht zustimmen, denn es lohnt sich Christchurch zu besuchen und damit vor allem zu unterstützen. Im Canterburry Museum gibt es viel über die Stadt, die Erdbeben, die in Neuseeland lebende Tierwelt, die Maori-Kultur, aber auch über die Antarktis, die Naturgeschichte Canterburys und vielem mehr, zu erfahren.
Danke Neuseeland, du bist so wunderbar.
- Reiseführer gesucht? (Empfehlung)
- 18 Roadtrip-Tipps für Neuseeland
- Lies auch Teil 1, 2 und 3 meiner Neuseeland-Reisereportagen
Diese Reise wurde von Tourism New Zealand unterstützt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung bleibt natürlich wie immer meine eigene.
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2 Kommentare
Bewundernswert sind die Einwohner von Christchurch wirklich. Allein in den letzten 6 Jahren gab es 3 Erdbeben, das schlimmste 2011. Ob die Stadt jemals wieder so aufgebaut werden kann, wie früher, ist mehr als fraglich.
Hallo liebe Simone
Finde deine Berichte super. Wir werden in knapp zwei Wochen in Neuseeland sein und ich freu mich unglaublich.
Eine kleiner Satz hat mich neugierig gemacht und zwar dein Tattoo in Queenstown.
Hast du eins machen lassen, wenn ja wo genau, bei wem? Bist du zufrieden damit?
Ich spiele nun auch schon laenger mit dem Gedanken. Tipps kann man ja immer gebrauchen :-).