Die Seychellen sind mein Herzensort. Laut einer Astrologin liegen die Inseln auf meiner Kreativlinie. Sie sind meine Inspirationsquelle und genau so fühlt es sich auch an. Wenn ich auf den Seychellen bin, dann sprudeln die Ideen nur so aus mir heraus. Manchmal wache ich nachts auf und schreibe Eingebungen in mein Inseltagebuch.
Oft werde ich gefragt, wie ich vor über 12 Jahren auf die Seychellen gekommen bin. Denn damals kannte sie ja kaum jemand. Es war tatsächlich so, dass ich bei Google Maps geschaut habe, wo ich als nächstes hinreisen könnte und der Mauszeiger plötzlich auf die Seychellen zeigte. Einige mögen es Zufall nennen, ich glaube es war Bestimmung. Seychellen? Was ist denn das? Neugierig, wie dieses Reiseziel wohl aussieht, habe ich nach einer kurzen Recherche damals mein erstes Seychellen Inselhopping geplant.
Einige Jahre später und vielen Reisen auf die Inseln, bin ich 2016 auf die kleine Insel La Digue gezogen. Mein Leben spielte sich fortan auf der 9,81 km² kleinen Insel ab, die gerade einmal 5 km lang und 3 km breit ist. “Ein paar Monate” habe ich damals in meinem Blogbeitrag geschrieben. Heute muss ich darüber schmunzeln, denn es sind (bis jetzt) sechs komplette Jahre geworden. Wenn man erst mal seinen Weg gefunden hat und im Flow ist, dann öffnen sich plötzlich ungeahnte Türen. Ich kann manchmal selbst nicht glauben, was ich in den letzten Jahren erlebt und erschaffen habe.
Ich glaube an Gedankenkräfte und Manifestation. Bereits während des Studiums habe ich oft davon geträumt, wie ich irgendwann einmal am Meer wohne und mit einem türkisfarbenen Fahrrad am Strand entlang fahre. Und wer meinen Beachcruiser auf La Digue schon mal gesehen hat, weiß, dass sich dieser Traum erfüllt hat. Überhaupt war mein Weg auf die Seychellen alles andere als geplant, sondern eine Aneinanderreihung von glücklichen und unglücklichen Zufällen. Wie sagt man so schön: Das Leben wird zwar vorwärts gelebt, aber nur rückwärts verstanden.
Ich bin La Digue sehr dankbar. Auf der Insel habe ich viel erlebt. Ich hatte dort die schönsten, aber auch die schlimmsten Momente meines Lebens – denn wo viel Sonne, da ist auch ganz viel Schatten. Das bekommt man als Urlauber meistens nicht mit. Das Paradies für Urlauber ist oft keines für die Einheimischen. Die Seychellen haben mich extrem geprägt und einen anderen Menschen aus mir gemacht. Von der anfangs rosaroten Brille, Inselkollern, prägenden Momenten, traumatischen Erlebnissen und Einsamkeit (damit meine ich nicht Alleinsein), kam ich irgendwann in ein Gefühl von Einfach-Sein und purer Leichtigkeit. Jetzt, hier – und nichts sonst. Es war, als würde es die Außenwelt gar nicht geben, sondern nur meine kleine Inselwelt. Es war, als ob die Welt da hinten am Horizont auf dem Meer wirklich zu Ende ist.
Es hat tatsächlich zwei Jahre gedauert, bis sich mein in Deutschland auf Ablenkung und Erfolg trainierter Geist entspannen konnte und ich mich nicht mehr als Reisende bzw. Urlauberin gefühlt habe. Dieser Prozess war alles andere als leicht. Wenn viel Zeit und wenig Ablenkung da ist, wird man gezwungen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Dann kommen viele negative Emotionen und Gefühle hoch, denen man nicht mehr aus dem Weg gehen kann. Auf einer kleinen Insel kann man nicht mehr weg laufen. Und das bringt erst Schmerz, aber dann viel Heilung.
Ich habe auf den Seychellen gelernt, sehr achtsam, sehr bewusst und mit sehr wenig zufrieden zu sein. Wieder im Einklang mit der Natur zu leben und die Natur zu schützen. Ich habe gelernt, wie es sich anfühlt, wenn man etwas wegschmeißt und es wenige hundert Meter entfernt auf einer Mülldeponie landet und dort (nicht) verrottet. Ich habe mich manchmal für (deutsche) Urlauber geschämt. Ich habe durch die Seychellen eine Bewusstheit bekommen, mit der ich in Deutschland nie in Berührung kam. Ich habe gelernt, dass wenn man etwas wirklich will und ein Ziel vor Augen hat, alles möglich ist. Es öffnen sich ganz viele Türen. Und noch so viel mehr.
Seit ich Lion von La Digue mit nach Deutschland genommen habe und durch die Pandemie, habe ich Europa (vor allen die Berge) wieder für mich entdeckt, wodurch auch Deutschland momentan wieder einen etwas größeren Teil meines Lebens einnimmt. Ich habe einen großen Teil meiner Kindheit in Österreich verbracht. Wir waren fast jede Ferien dort. Dinge, die ich auf den Seychellen vermisst habe, genieße ich momentan wieder. Ins Auto steigen und in andere Länder fahren, die vielen Möglichkeiten und Abenteuer, die Deutschland und Europa bieten. So viele hundefreundliche Unterkünfte und keine Angst vor Vergiftungen haben zu müssen. Wo die Reise hinführt? Das weiß ich noch nicht. Ich folge dem Fluss des Lebens und meiner Intuition. Das war schon immer so. Und, ist nicht auch der Weg das Ziel? Jetzt bald geht es auf die Seychellen und darauf freue ich mich schon sehr.
Oft werde ich gefragt, ob ich Lion wieder mit auf die Seychellen nehme? Meine Antwort darauf: Aktuell nein, was in 1 bis 2 Jahren, das weiß ich nicht. Ich habe ihn aber nicht ohne Grund aus einem inneren Antrieb heraus und ohne zu Hinterfragen mit nach Deutschland genommen. Eine Frage, die ich meinem Gewissen immer wieder stelle. Kann ich einen Hund wieder in das Tierleid auf den Seychellen zurückbringen? Wenn ich Lion fragen würde, dann würde er vermutlich Nein sagen. Er liebt unsere Abenteuer in Europa, die vielen Wanderungen in den Bergen, die tollen Hundebegegnungen, engen Kontakte und die vielen Unterkünfte, in die er immer mit kann.
Über 12 Jahre Leben, Reisen und Arbeiten auf den Seychellen – jetzt weißt du, wieso ein besonderer Fokus meines Blogs auf diesem für mich sehr besonderen Reiseziel liegt. Über die ganzen Jahre hat sich WOLKENWEIT zu einem bekannten, beliebten und großen Blog über die Seychellen entwickelt. Dafür bin ich sehr dankbar.
In 2019 habe ich mein erstes Buch, einen 420-seitigen Seychellen Reiseführer, im Selbstverlag veröffentlicht. Er ist Bestseller und bereits in der 3. Auflage erschienen. Ich habe das Buch komplett auf La Digue in meinem kleinen Inselbüro geschrieben, jeden einzelnen Satz. Seit 2019 bin ich Ambassador für Pristine Seychelles, eine Initiative der Seychelles Sustainable Tourism Foundation (SSTF), die das Bewusstsein von Urlaubern und Einheimischen fördert, vor Ort umweltfreundlicher, verantwortungsbewusster und nachhaltiger zu sein. Und last, but not least: Mein langjähriger Partner SeyVillas, mit dem ich seit acht Jahren zusammenarbeite.
… und so ist auch dieser Blogbeitrag wieder ein “von der Seele schreiben” – der Grund, warum ich WOLKENWEIT 2014 gestartet habe. Weil ich es liebe, zu schreiben, zu fotografieren und euch auf meiner eigenen Reise mitzunehmen.
Bis bald,
Simone
2 Kommentare
Liebe Simone,
vielen Dank für diesen Einblick. :) Durch Dich sind mein Mann und ich auf die Seychellen aufmerksam geworden und durften Dich bereits auf La Digue sehen. Du warst damals so nett uns eine Schnorcheltour zu organisieren. Mein Liebster hat mir an dem Abend der Tour einen Antrag am Strand gemacht und nun reisen wir im Oktober erneut mit unseren kleinen Tochter nach La Digue. Deinen Reiseführer haben wir natürlich auch im Gepäck. Also vielen Dank und weiterhin viel Erfolg wünschen wir Dir von Herzen. :)
Hallo ihr zwei, danke für den schönen Kommentar. Es freut mich sehr, dass ihr so schöne Erinnerungen an La Digue und die Seychellen habt. Vielleicht sehen wir uns da ja nochmal wieder :) Ich wünsche euch alles Gute. Liebe Grüße, Simone